Wilhelmshaven/Auckland – Als Franz Thole in seiner „Stahlbau“-Vorlesung saß, hat er wahrscheinlich noch nicht geahnt, wie sehr diese Vorlesung sein Leben verändern würde. Zunächst war er doch einfach nur der Student, der wie viele andere Kommilitonen auch dem Professor zuhörte mit der Hoffnung, nach dem Semester die Klausur möglichst gut zu bestehen. Jetzt, am Ende seines Studiums, blickt der 26jährige zurück auf eine einmalige Erfahrung in Neuseeland, beim Heavy Engineering Research Association Institut (HERA), am anderen Ende der Welt.
Prof. Dr.-Ing. Hobbacher, der im Fachbereich Ingenieurwissenschaften lehrt, sprach in seiner Vorlesung von der Möglichkeit, durch seine vielfältigen Kontakte ein Praxissemester im Ausland zu verbringen, was in Franz Thole gleich Interesse weckte. Er nahm Kontakt mit seinem Professor auf, überlegte, welche Länder und welche Firmen für ein Praxissemester überhaupt in Frage kommen würden und blieb gleich bei Neuseeland hängen.
Schon immer war es der Traum des gebürtigen Lohners nach Neuseeland zu reisen, und das Ganze noch mit dem Studium zu kombinieren, schien eine einmalige Gelegenheit zu sein.
Ohne viele Umschweife leitete Prof. Dr.-Ing. Hobbacher alles in die Wege, stellte erste Kontakte zu HERA her und schnell war klar – Aufgabenfelder und Themen, über die Franz Thole seine Masterarbeit schreiben könnte, gibt es hier zur Genüge. Das war dem Maschinenbaustudenten wichtig, denn schließlich hatte er die beiden Theoriesemester schon hinter sich und wollte im Anschluss an die Zeit bei HERA mit einer Masterarbeit in der Tasche wieder nach Hause fliegen.
Bereits während seines Praxissemesters im Bachelorstudium war dem Studenten klar, dass die Unternehmen zunehmend international aufgestellt sind und man ohne Englischkenntnisse nicht mehr weit kommen würde. Grade das technische Englisch wollte er mithilfe eines Semesters im Ausland verbessern, was ihm in Neuseeland auch mehr als gelungen ist. „Der Anfang war vielleicht etwas holprig, aber durch die ständige Konfrontation mit der englischen Sprache verlor ich schnell meine Scheu und lernte jeden Tag Neues dazu“, freut sich Thole.
Ein richtiges Abenteuer für den damals 24jährigen, der das erste Mal für so lange Zeit von Zuhause weg sein würde. Eine neue Sprache, ein neues Arbeitsumfeld, ein anderes Land, das waren Herausforderungen, denen er sich stellen musste. Aber sowohl die Firma selbst als auch die Jade Hochschule machten dem ehrgeizigen Studenten den Einstieg so leicht wie möglich. Prof. Dr.-Ing. Hobbacher aber auch Dr. Michail Karpenko, der Vorgesetze von Franz Thole in Neuseeland, waren bei fachlichen und sprachlichen Anliegen stets für Fragen offen und ermöglichten ihm so, sich schnellstmöglich in sein neues Team einzuarbeiten.
Die ersten Wochen beschäftigte sich der Maschinenbaustudent vor allem mit Recherchearbeit, er wurde eingesetzt als Schnittstelle zwischen der australischen/neuseeländischen Norm und der europäischen Norm, die an sich grundverschieden sind, aber aufeinander abgeglichen werden mussten. Das Thema seiner Masterarbeit „Ermüdungsnachweis von Straßenbrücken aus Stahl nach Eurocode 3 bei Lastannahmen nach der australisch-neuseeländischen Norm AS/NZS 5100.6” erforderte ein hohes Maß an sprachlicher und fachlicher Kompetenz, die Franz Thole schon während seines Studiums erlernt und nun in der Praxis festigen konnte. Ziel seiner Arbeit war, zwei so grundsätzlich verschiedene Normen miteinander zu kombinieren, um relevante Ergebnisse zu erzielen und eine Anpassung an europäische Standards zu ermöglichen.
Die Masterarbeit, die er auf Englisch schrieb, bereitete er während seiner Arbeitszeit stichwortartig vor, um dann nach der Arbeit zuhause daran weiterzuschreiben. Heute wird seine Abschlussarbeit noch immer in der Firma genutzt.
Nach einem halben Jahr voller Erfahrungen, die sein Leben bereichert und ihn als Menschen nach vorne gebracht haben, ist Franz Thole nun wieder in Deutschland und ist direkt ins Berufsleben eingestiegen. Bei seinen verschiedenen Bewerbungen war er als Ingenieur mit Auslandserfahrung immer höchst willkommen. Er konnte sich seine Stelle in der Automobilindustrie praktisch aussuchen. Die Zeit im Ausland stärkte sowohl seine fachliche, sprachliche als auch interkulturelle Kompetenz und in seinem heutigen Beruf als Konstrukteur weiß er, dass er noch auf sein Wissen und seine Erfahrungen aus der Zeit in Neuseeland zurückgreifen wird.
Und wer weiß, vielleicht zieht es ihn ja in der Zukunft nochmal ins Ausland. Ausschließen will er das auf jeden Fall nicht.
Quelle: Jade Hochschule