Das Institut für Humangenetik des Uniklinikums Bonn begeht am 14. November sein Jubiläum mit einer Tagung
Vor einem halben Jahrhundert etablierte sich an der Universität Bonn die Humangenetik. Das Institut hat sich zu einem Zentrum des Forschungsschwerpunktes Genetische Medizin und Genetische Epidemiologie der Medizinischen Fakultät mit großer nationaler und internationaler Ausstrahlung entwickelt. Es ist maßgeblich an der Untersuchung von erblichen Krankheitsursachen, ihrer Diagnose und Therapie beteiligt. Zum Jubiläum findet am Samstag, 14. November, von 9 bis 17 Uhr die Tagung „Humangenetik: Perspektiven für das 21. Jahrhundert“ im Biomedizinischen Zentrum des Universitätsklinikums Bonn auf dem Venusberg vorwiegend in englischer Sprache statt.
Von Krebs über Fehlbildungen, Depression und Schizophrenie bis hin zum erblich bedingten Haarausfall – an vielen Erkrankungen sind genetische Faktoren beteiligt. „In den allermeisten Fällen ist aber nicht ein einzelnes Gen der Auslöser – häufig tragen eine Vielzahl von Genen zusammen mit Umwelteinflüssen zu den Erkrankungsrisiken bei“, sagt Dr. Markus Nöthen, Direktor des Instituts für Humangenetik des Universitätsklinikums Bonn. Die Erforschung genetischer Ursachen gestaltet sich wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.
Mit groß angelegten Studien fahnden die Wissenschaftler nach den Genen, die an einer bestimmten Krankheit beteiligt sind. Häufig sind Blutproben von mehreren Zehntausenden Patienten und zum Vergleich von noch mehr Kontrollpersonen notwendig, um den Genen auf die Schliche zu kommen. Das weltweite Netzwerk der Humangenetiker ist deshalb groß: An manchen Studien sind mehrere Hundert Autoren beteiligt, die sich zu großen Forschungskonsortien zusammenschließen.
An vorderster Front der Forschung
Seit 50 Jahren untersuchen die Humangenetiker der Universität Bonn an vorderster Front der Forschung Krankheitsursachen, widmen sich der Krankenversorgung durch die Diagnostik genetischer Krankheiten mit modernsten Verfahren und führen Beratungsgespräche von Patienten und Familien bei der Frage nach erblichen Ursachen von Krankheiten durch. „Die Bedeutung der genetischen Forschung für die Medizin ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gewachsen“, sagt Prof. Nöthen. Mit neuen Technologien zur immer schnelleren und exakteren Bestimmung der DNA wuchsen auch die Möglichkeiten der Humangenetik. Lehre und Fortbildung sind ebenfalls wachsende Aufgaben – aus dem Bonner Institut sind zahlreiche Wissenschaftler hervorgegangen, die nun als international renommierte Forscher und häufig zitierte Autoren das Feld weiter nach vorne bringen.
Die Universität Bonn gründete das Institut für Humangenetik mit der Berufung von Prof. Dr. med. Heinz Weicker, die Ende 1964 erfolgte. Im Jahr 1965 nahmen die Humangenetiker die Arbeit auf. Nicht zuletzt unter der Leitung von Prof. Dr. med. Peter Propping in den Jahren 1984 bis 2008 entwickelte sich die Humangenetik der Universität Bonn zu einem modernen Institut mit großer nationaler und internationaler Ausstrahlung. 2008 wurde Prof. Dr. med. Markus Nöthen Direktor des Instituts, zu dem seitdem auch die Abteilung für Genomik des Forschungszentrums Life & Brain gehört.
Viele Jahre hatten die Humangenetiker in der früheren Uni-Augenklinik an der Wilhelmstraße in der Bonner Innenstadt ihr Domizil. Ende 2009 zogen sie in den Neubau des Biomedizinischen Zentrums auf den Venusberg und profitieren seitdem von einer größeren Nähe zu den Kliniken und anderen medizinischen Forschungseinrichtungen – beispielsweise im Zentrum für seltene Erkrankungen Bonn (ZSEB).
Tagung „Humangenetik: Perspektiven für das 21. Jahrhundert“
Die Wissenschaftler begehen das 50-jährige Bestehen des Instituts für Humangenetik mit der Tagung „Humangenetik: Perspektiven für das 21. Jahrhundert“, die am Samstag, 14. November, von 9 bis 17 Uhr im Biomedizinischen Zentrum des Universitätsklinikums Bonn auf dem Venusberg stattfindet. Zahlreiche Referenten tragen vorwiegend in englischer Sprache zu unterschiedlichen Aspekten der Humangenetik vor. Unter anderem geht Prof. Nöthen ab 9.30 Uhr auf die Perspektiven für das Bonner Institut ein. Der frühere langjährige Institutsdirektor Prof. Dr. Peter Propping trägt ab 13.30 Uhr zum Thema „Man wird ja einmal nur geboren, …“ vor. Dr. Katja de Bragança berichtet ab 13.50 Uhr über das Ohrenkuss-Projekt – ein vielfach preisgekröntes Magazin, das von Menschen mit Down-Syndrom gemacht wird.
Quelle: Institut für Humangenetik/Universitätsklinikum Bonn