Er gehörte zu den prägenden Architekten Frankfurts und setzte Maßstäbe im Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Rede ist von Ferdinand Kramer (1898 – 1985), dem das Deutsche Architektur Museum in Frankfurt derzeit eine schon zu ihrer Eröffnung am vergangenen Freitag vielbeachtete Ausstellung widmet. Sechs Modelle dieser Ausstellung steuerten Studierende der TU Kaiserlautern bei, seminaristisch betreut durch die Lehrgebiete Digitale Werkzeuge, Juniorprof. Andreas Kretzer, sowie Geschichte und Theorie der Architektur, Prof. Dr. Matthias Schirren.
Die Modelle dokumentieren Kramers Zeit im Neuen Frankfurt der 1920er Jahre ebenso wie das amerikanische Exil der 1930er und 1940er Jahre, als Kramer mit den Vertretern der Kritischen Theorie um Theodor W. Adorno und Max Horkheimer in engerer Verbindung stand. Seinen Einstieg als Universitätsbaumeister in Frankfurt markierte Kramer mit dem seinerzeit umstrittenen Umbau des Jügelhauses. Es wurde Ausgangspunkt des sogenannten Campus Bockenheim, den Ferdinand Kramer zwischen 1951 und 1964 entwarf und realisierte.
Die Ausstellung kommt zur rechten Zeit, denn Kramers nach amerikanischem Vorbild entwickelter Campus, der die Studentenrevolte in den 1960er und -70er Jahren sah, ist inzwischen von der Universität weitgehend verlassen worden, die auf das Gelände des ehemaligen Grüneburgparks und in das ehemalige IG-Farben-Verwaltungsgebäude gezogen ist.
Im Katalog der Ausstellung erinnert u.a. der Filmemacher Alexander Kluge, seinerzeit juristischer Referent der Universitätsverwaltung, im Gespräch mit Matthias Schirren an Kramers Planungsmaximen. Kramer wollte keinen bloßen Wiederaufbau, sondern verstand seine Bauten auch als Teil einer geistigen Neuorientierung der Bundesrepublik. Er war der Architekt jener Kritischen Theorie, deren universitäres Zentrum Frankfurt einst war. Die Bauten des Campus Bockenheim zeugen davon.
Quelle: TU Kaiserslautern