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Vom Babysitter bis zum Bauzeichner

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Seit zehn Jahren führen die Uni Siegen, das Studierendenwerk und der AStA die Jobvermittlung in Eigenregie.

Unkraut jäten, Autos zählen, Wohnung streichen, einer alten Damen Gesellschaft leisten, beim Umbau eines Supermarkts helfen. Sandra Fuhr kann sich gar nicht mehr an alle ihre Jobs erinnern. Eines jedoch hatten sie gemeinsam. Auf die Stellen stieß sie bei der Jobvermittlung an der Uni Siegen, die 2016 ihren 10. Geburtstag feiert.

Foto: Jobvermittlung Universität Siegen
Foto: Jobvermittlung Universität Siegen

Sandra Fuhr studiert Soziale Arbeit im 5. Semester. Auf dem Weg von der Mensa zur Bibliothek lief sie immer wieder am Büro der Jobvermittlung an der Uni Siegen vorbei und warf einen kurzen Blick auf den Monitor mit den neuesten Stellenangeboten. „Irgendwann ging ich dann mal rein“, erinnert sie sich. Sie landete am Schreibtisch von Andrea Henzeschulz, die schon seit Mitte der 80er-Jahre die Jobvermittlung an der Uni betreut. Anfangs noch als Angestellte des Arbeitsamtes, später im Auftrag der Agentur für Arbeit. Seit zehn Jahren wird die Jobvermittlung von Universität, Studierendenwerk und AStA in Eigenregie geführt – und Andrea Henzeschulz ist immer noch dabei. „Wir feiern also ein kleines Jubiläum“, freut sie sich.

Das Siegener Modell funktioniert. „Etwa 3000 Stellenangebote gehen im Jahr bei uns ein“, sagt Henzeschulz. „Die Nachfrage von Seiten der Studierenden ist gleichmäßig hoch. In unserer Datenbank sind 8300 Bewerberprofile.“ Auch wenn Studierende heute zeitlich nicht mehr so flexibel sind wie früher, sind viele doch darauf angewiesen, sich etwas dazu zu verdienen. Ob Bafög oder finanzielle Unterstützung durch die Eltern: Für 40 Prozent der Studierenden, schätzt Andrea Henzeschulz, ist es wichtig, neben dem Studium einen Job zu haben. Natürlich kann man auch online danach suchen, man muss es aber nicht. Für jeden Bewerber den richtigen Job und für jede Stelle den passenden Kandidaten zu finden, das ist der Anspruch der beiden „Hauptamtlichen“ Andrea Henzeschulz und Milena Rostek. Dabei werden sie von den studentischen Hilfskräften Kim Breuer, Jennifer Vogt, Lucia Kessel und Christopher Siebel unterstützt.
Die Studierenden finden es gut, dass die Siegener Jobvermittlung nicht wie eine anonyme Börse funktioniert. „Auf einige Angebote hätte ich mich ohne das persönliche Gespräch nie beworben“, erzählt Mareike Fuhlrott. Viele Anforderungen scheinen schriftlich formuliert zu hoch, andere klingen nach ungünstigen Arbeitszeiten oder -orten. „Im Gespräch wurden viele Ausschreibungen entschlüsselt und entpuppten sich letztlich als passender als gedacht“, sagt die junge Frau, die Lehramt für Berufskolleg Wirtschaftslehre/Politik und Deutsch im 5. und 7. Semester studiert. Die Jobs, die sie vermittelt bekam, beschreibt sie als „kurios bis lebens- und berufsqualifizierend“. „Das ging vom Einscannen eines 100 Jahre alten Familien-Fotoalbums bis Siegen, den 26. Januar 2016
zur AG-Leitung an einer Schule und machte aus mir zeitweise auch eine Obst- und Gemüseverkäuferin.“

Dass die Jobvermittlung an der Uni angedockt ist, vereinfacht auch die Zusammenarbeit mit der Studienberatung und dem Career Service. Denn bei Andrea Henzeschulz sitzt auch mancher Student, der mit seiner Fächerwahl hadert, nicht weiß, wie er sein Studium auf Dauer finanzieren soll oder auf der Suche nach einem Unternehmen ist, bei dem er seine Masterarbeit schreiben kann. „Natürlich vermitteln wir ganz klassisch den Aushilfsfahrer oder Babysitter, aber vieles geht auch darüber hinaus.“ Manche regionalen Betriebe bauen fest auf Studierende als zusätzliche Arbeitskräfte. „Ihre Fachkenntnisse sind gefragt“, betont Henzeschulz. Webdesigner oder Bauzeichner werden unter den Studierenden genauso gesucht wie Nachhilfelehrer, Begleiter für jugendliche Flüchtlinge oder Integrationshelfer in Schulen. „Viele Lehrstühle und universitäre Einrichtungen geben uns ebenfalls Vermittlungsaufträge, teils auch mit Möglichkeiten, die Jobsuche mit Schreiben von Bachelor- oder Masterarbeiten zu verknüpfen“, sagt Henzeschulz.

Und natürlich wissen die regionalen Unternehmen, dass sie sich über Studentenjobs auch als künftige Arbeitgeber bei den jungen Akademikern profilieren können. Sie können potenzielle Mitarbeiter unverbindlich kennenlernen. Die Studierenden gewinnen ebenfalls einen ersten Eindruck, der vielleicht dazu führt, dass sie sich auch eine längerfristige berufliche Zukunft in der Region vorstellen können. Angesichts des Wettbewerbs um Fachkräfte ist die partnerschaftliche Beziehung zwischen Unternehmen und Uni-Jobvermittlung wichtig und wertvoll.

Manchmal schließt sich der Kreis, wenn Personaler sich bei Andrea Henzeschulz melden, die während ihres Studiums schon selbst auf dem Stuhl an ihrem Schreibtisch gesessen haben. „Es ist schön, wenn die sich dann wieder an uns wenden, weil sie mit der Jobvermittlung offensichtlich gute Erfahrungen gemacht haben“, freut sich Andrea Henzeschulz. Dass sie in der Region verwurzelt und als Ansprechpartnerin in Sachen Studentenjobs bekannt und vernetzt ist, zeichnet die Jobvermittlung der Uni Siegen aus.

Bei den zig Namen und Lebensläufen, die über ihren Schreibtisch wanderten, erinnert sich Henzeschulz an viele Studierende ganz persönlich. Weil sie zuhört und in ihrem Gegenüber nicht nur den Klienten sieht. Das gibt sie auch an ihre jungen Kolleginnen und Kollegen weiter. „Wir begleiten manche Studierende über Jahre und erfahren viel über ihr Leben und ihre Probleme.

Quelle: Universität Siegen

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