Jeder kennt den Anblick der Manager im Halbschlaf, die sich irgendwie mit viel Kaffee und kalten Mineralwasser durch die verschiedenen Meetings schleppen, den Tag zwischen überspielter Langeweile und dösiger Unaufmerksamkeit verbringen und von den Präsentationen, die ihnen geboten werden, kaum etwas mitnehmen. Das liegt nicht nur an der Arbeitsbelastung erwähnter moderner Sklaven im mittleren und unteren Management, sondern auch an den Präsentationen selbst. Denn kaum jemand lernt heutzutage noch, wie man ein Publikum unterhält und durch eine Rede führt, die gleichzeitig hochinformativ ist und Faktenwissen so vermittelt, dass es hängenbleibt. Ein paar Folien mit Powerpoint erstellen, nette grafische Effekte und viele bunte Farben einbauen, dazu ein kurzer Text, vielmehr ist es meist nicht, was da geboten wird. Professionelle Präsentationen sehen anders aus.
Selbstbewusstes Präsentieren kann erlernt werden
Präsentieren hat viel mit dem englischen Wort „present“, „Geschenk“, zu tun. Wer eine Präsentation hört, sollte sich dementsprechend beschenkt und unterhalten, aber auf keinen Fall gelangweilt fühlen. Mit diesem Verständnis im Hinterkopf kann man tatsächlich recht leicht lernen, selbstsicher, faktisch korrekt und genau und trotzdem unterhaltsam zu präsentieren. Ausschlaggebend dafür sind sprachliche Fertigkeiten, wie sie beispielsweise in Rhetorikseminaren, aber auch in Philosophierunden, in lockerer Gesprächskreisenganz einfach geübt werden. Und natürlich tragen die Universitäten mit ihrem Angebot, Vorträge und Referate anstelle von Klausuren zum Leistungsnachweis zu erbringen, zur Redesicherheit bei.
Gute Planung gibt Sicherheit, von Anfang an
Wer sich gut auf die Präsentation vorbereitet, sich in die Fakten vertieft und das Präsentierte anhand von Fragestellungen erarbeitet, verzettelt sich nicht in komplizierten Präsentationstechniken und viel zu komplexen Folien. Im Mittelpunkt sollte immer stehen, dass man Experte oder Expertin auf dem Gebiet ist, das man präsentiert. Wenn das Faktenwissen fehlt und die logischen Zusammenhänge nicht klar sind, helfen auch nette Bildchen und farbenfrohe Grafiken nicht mehr weiter. Daher steht am Anfang jeder gelungenen Präsentation gute Vorbereitung:
Das Thema muss gefunden und treffend formuliert werden, entweder als Eye-Catcher, also als möglichst provokative Aussage, oder als Frage. Im nächsten Schritt wird diese Frage beantwortet, und zwar in Form einer Herleitung, die die Zuhörenden einbezieht. Oder vereinfacht ausgedrückt, am Anfang steht der Dreisatz Problem – Idee – Lösung. Wer rhetorisch gut ist und gerne frei redet, kann die Reihenfolge auch verändern, muss die Zuhörenden dann aber etwas anders durch die Präsentation führen. Denn natürlich kann man ein Pferd von hinten aufsatteln – man muss nur wissen, wie.
Multimedial hilft dem Verständnis
Der Einsatz von Flipcharts und Folien sollte nicht verwirren, sondern das Zuhören unterhaltsamer machen, die wichtigsten Punkte strukturiert und klar verdeutlichen und vielleicht noch dazu dienen, aufkommende Fragen schnell und gründlich zu beantworten. Mehr nicht. Die Medien dürfen also sparsam eingesetzt werden, das ist kein Minuspunkt. Andersherum ist es auch möglich, Bilder und Grafiken in den Mittelpunkt zu stellen und sich an diesen entlang durch die Präsentation zu hangeln. Aber auch hier gilt: Das muss geübt werden. Wenn Sie Ihre Illustrationen kennen und frei dazu sprechen können, sie erklären und Fragestellungen daraus entwickeln können, dürfen Sie die Präsentation natürlich auch auf diese Art und Weise gestalten. Allerdings sind Sie immer noch Moderator oder Moderatorin und führen Ihre Zuhörerschaft durch das Thema. Sie kommentieren nicht nur die Illustrationen, das wäre zu kurz gegriffen. Die Lebenswelt der Zuhörerschaft sollte einbezogen werden. Ein Beispiel: Wenn Sie über die enorme Höhe der Pyramiden von Gizeh referieren, können sich die wenigsten Menschen unter der Angabe in Metern eine konkrete Vorstellung machen. Verglichen Sie die Pyramiden mit der Höhe der Kneipe um die Ecke oder des Gebäudes, in dem Sie referieren. Und wenn Sie das noch maßstabsgetreu auf einer Folie zeigen, als Bild, kommt die Botschaft wirklich an. Das Prinzip lässt sich auf alle Themen übertragen.
Das gehört dazu: Humor, Fachwissen, Rückfragen
Eine gute Präsentation kommt nicht ohne kritische Fragen aus. Ganz egal, wie humorvoll, deutlich, eindeutig und multimedial Sie Ihren Vortrag gestalten: Wenn alle zuhören, müssen Fragen kommen. Sonst wurde nichts verstanden. Sie sollten üben. Wer sich unsicher ist, kann die Präsentation zu Hause mit der Stoppuhr in der Hand mehrfach durchgehen. Mütter, unbedarfte Nachbarn und der eigene Nachwuchs eignen sich unter Umständen, um kritisches Publikum zu simulieren. Denn eines ist sicher: Wenn sich völlig fachfremde Menschen gut unterhalten fühlen und danach wissen, was Sie vermitteln wollten, ist die Präsentation auch für fachlich versiertes Publikum gut genug! Und jetzt viel Spaß bei der Vorbereitung.