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Hochschul-Bildungs-Report: Schlechte Noten für deutsche Lehrer-Bildung

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Berlin – Schlechte Noten für die Hochschulbildung in Deutschland: Bei Themen wie Ausbildung von Lehrern, Chancengerechtigkeit oder Internationalisierung sind deutsche Hochschulen noch weit von den Zielen entfernt, die sie nach Ansicht von Bildungsexperten erreichen sollten. Zu dieser Einschätzung kommt der aktuelle „Hochschul-Bildungs-Report 2020“, dessen jüngste Ausgabe Stifterverband und McKinsey & Company heute veröffentlicht haben. „Besorgniserregend schlecht schneidet die Lehrer-Bildung ab“, sagte der stellvertretende Generalsekretär des Stifterverbandes, Volker Meyer-Guckel, bei der Vorstellung des Reports am Mittwoch in Berlin.

Insgesamt analysiert der Report die Fortschritte an deutschen Hochschulen in sechs Handlungsfeldern: Neben Lehrer-Bildung zählen dazu Internationalität der Bildung, Chancengerechtigkeit für Studierende, beruflich-akademische Bildung sowie berufliche Weiterbildung und MINT-Bildung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Fazit über alle Handlungsfelder hinweg: „Die Hochschulbildung in Deutschland macht Fortschritte, ist aber immer noch weit von den Zielen entfernt, die sie erreichen sollte“, sagte McKinsey-Direktor Jürgen Schröder.

Lehrer-Bildung – die besten Schüler werden selten Lehrer

Die Lage bei der Lehrer-Bildung hat sich gegenüber dem Vorjahr noch einmal deutlich verschlechtert. „Es haben sich noch weniger junge Männer für ein Grundschullehramtsstudium eingeschrieben und die Betreuung im Studium hat sich aus Sicht der Lehramtsstudierenden gegenüber dem Vorjahr noch einmal verschlechtert“, sagte Volker Meyer-Guckel. Eine für den Report durchgeführte repräsentative Befragung von Abiturienten zeigt zudem: Der Lehrerberuf gehört zwar zu den Top 5 der angesehensten Berufe in Deutschland. Dennoch können sich 83% der befragten Schüler mit sehr gutem oder gutem Notendurchschnitt nicht vorstellen, Lehrer zu werden. Gute Schüler vermissen vor allem attraktive Aufstiegsmöglichkeiten und vielfältige Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Hinzu kommt: Nicht einmal jeder vierte Befragte – unabhängig von der Durchschnittsnote – mit Interesse am Lehrerberuf meint, er könne andere gut motivieren. Nur 16% der Befragten halten Selbstvertrauen und nur 13% Durchsetzungsfähigkeit für ihre persönliche Stärke. „Diese Umfrageergebnisse müssen uns wachrütteln“, mahnte Volker Meyer-Guckel und forderte, Lehrer und ihre Kompetenzen weitaus stärker in den Mittelpunkt der Schulpolitik stellen, als dies heute der Fall ist.

Der Stifterverband und McKinsey schlagen in dem Report verschiedene Maßnahmen vor, um Arbeitsumfeld und Karrierewege im Lehramt zu verbessern. So sollten die Länder Lehrer von bürokratischen Aufgaben für pädagogische Kernaufgaben entlasten, indem sie neue Stellenkategorien wie Schul- oder Unterrichtsassistenten einführen. Anstehende Besoldungsreformen für verbeamtete Lehrer sollten genutzt werden, um transparente und planbare Aufstiegsmöglichkeiten und Karrierewege für Lehrer zu schaffen und auf eine leistungsorientierte Vergütung umzustellen. Zudem fordern die Experten mehr Praxisbezüge im Studium und eine gezielte Personalentwicklung.

Chancengerechte Bildung – zu arm für Exzellenz?

Ein weiteres Ergebnis des Hochschul-Bildungs-Reports: Die Chancengerechtigkeit in der Hochschulbildung hat sich merklich verbessert. „Zu hohe Mietkosten sind für Studierende aber immer noch ein großes Problem“, sagte Jürgen Schröder. Studierende mit BAföG-Anspruch erhalten – egal, wo sie wohnen – eine Wohnpauschale von 224 Euro im Monat. Für ein Studium in Exzellenzstädten mit Mieten von im Schnitt über 300 Euro im Monat reiche das nicht aus. Acht der neun „Exzellenzstädte“ seien unter den Top 20 der teuersten Studentenstädte Deutschlands.

Um die Wahl des Studienorts nicht vom Geldbeutel abhängig zu machen, sollten Bund und Länder dem Report zufolge daher die für 2016/17 beschlossene Reform des BAföG dazu nutzen, die Wohnpauschale in einen regional angepassten BAföG-Wohnsatz umzuwandeln. Dieser sollte sich zwischen dem Niveau der derzeitigen Mietkosten für Studentenwohnheime (rund 240 Euro) und den durchschnittlichen Mietkosten von Studierenden (298 Euro) bewegen. Das würde je nach Modell Mehrkosten von 45 Mio. bis 208 Mio. Euro jährlich verursachen. Gegenfinanzieren ließe sich das beispielsweise, indem die Steuervorteile gesenkt würden, die gut verdienende Eltern durch die Anrechnung von Studienkosten ihrer Kinder erzielen.

MINT-Bildung: Förderprogramme reformieren

Trotz der gestiegenen Zahl ausländischer Technikstudierender und Absolventen in den Ingenieurwissenschaften sind im Handlungsfeld MINT-Bildung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) nach der Lehrer-Bildung die bisher geringsten Fortschritte erzielt worden. „Unsere Analyse zeigt, dass wir die akademische und gesellschaftliche Diskussion über die besonderen Herausforderungen der MINT-Fächer anders führen müssen als bisher“, sagte Jürgen Schröder. Besonderer Handlungsbedarf bestehe in den technischen Fächern Maschinenbau, Elektrotechnik, Bauingenieurwesen und Informatik.

Geplante und existierende MINT-Förderprogramme sollten deshalb zielgerichteter für einzelne Fächer entwickelt werden. Auch eine personenbezogene Förderung sollte stärker berücksichtigt werden – vor allem bei der Frauenförderung, wo es seit sechs Jahren keine messbaren Fortschritte gibt. Mit der Hälfte der jährlichen Ausgaben für öffentliche MINT-Förderprogramme – derzeit rund 10 Mio. Euro – könnten beispielsweise 10.000 Studentinnen mit einem Stipendium in Höhe von 500 Euro im Semester unterstützt werden. Jürgen Schröder: „Es geht nicht um mehr Geld für die Förderung, sondern um den bestmöglichen Einsatz der vorhandenen Mittel.“

Quelle: presseportal

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