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Nicht alle lehnen Förderschulen ab

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Fast 200 Studierende der zahlreichen Lehramtsstudiengänge der Universität Würzburg wurden jetzt im Rahmen der Akademischen Abschlussfeier verabschiedet. Dabei war auch die teilweise schwierige Einstellungssituation Gesprächsthema.

In Deutschland gibt es die Kategorie „Regelschüler“ und die Kategorie „Sonderschüler“. Dies scheint im Widerspruch zur Forderung nach Inklusion zu stehen. Ist es möglich und wünschenswert, sehr bald alle Schüler gemeinsam zu unterrichten? Dieser Frage ging der Würzburger Sonderpädagoge Professor Dr. Reinhard Lelgemann bei der vom Zentrum für Lehrerbildung ausgerichteten Akademischen Abschlussfeier für rund 200 Lehramtsabsolventen der Universität Würzburg nach.

Hohe Zufriedenheit unter den Eltern

Immer mehr Kinder mit Handicap werden in einer allgemeinbildenden Schule unterrichtet. Wie eine aktuelle Untersuchung von Lelgemann in Rheinland-Pfalz ergab, sind die Eltern damit auch sehr zufrieden: 93 Prozent der Mütter und Väter würden ihr Kind hier wieder anmelden. Was jedoch nicht heißt, dass Eltern Förderschulen prinzipiell ablehnen: „Auch 82 Prozent der Eltern, die ihr Kind in eine Förderschule gegeben haben, würden es hier wieder anmelden.“ Dies zeuge von einer ebenfalls hohen Zufriedenheit. Mehr als ein Drittel der befragten Eltern aus dieser Gruppe sagten allerdings zugleich, dass sie sich auch einen inklusiven Unterricht vorstellen könnten.

Lehrer müssen zur Kooperation bereit sein

Ein Trugschluss ist für Lelgemann die Annahme, dass Inklusion bei einigem guten Willen eine vergleichsweise leicht zu lösende Aufgabe wäre. Vieles müsse beachtet werden, damit inklusiver Unterricht gelingt. So sind in einer inklusiven Klasse unterschiedliche Arbeitsmaterialien für ganz unterschiedliche Schüler nötig: „Auch werden nicht mehr alle zur gleichen Zeit am gleichen Thema arbeiten.“ Einen Dreh- und Angelpunkt stelle die Kooperationsfähigkeit der Lehrkräfte dar. Lehrer von Regelschulen müssen in inklusiven Klassen eng mit Förderschullehrern, aber auch mit außerschulischen Einrichtungen sowie mit den Eltern der Schüler zusammenarbeiten.

Auch nach Alternativen suchen

Nach dem anstrengenden Examen ist nun erst einmal verdienter Müßiggang angesagt für die Absolventen des Lehramtsstudiums. Und danach? Nicht wenige Junglehrer zweifeln, was sie angesichts der schlechten Einstellungssituation vor allem an Gymnasien nun tun sollen. „Schließen Sie dennoch das Referendariat ab“, ermutigte sie Uni-Vizepräsident Professor Wolfgang Riedel. Sinnvoll sei es, gleichzeitig nach Alternativen zu einer Staatsanstellung zu suchen: „An einer Privatschulen, in anderen Bundesländern oder auch in anderen Bildungsbereichen.“
Mit einem Quäntchen Glück ergattern Junglehrer sogar einen guten Job in der Wirtschaft. Riedel: „Die interessiert sich verstärkt für Menschen mit einem Lehramtsstudium.“ Keinesfalls dürften sich die Absolventen von der schwierigen Einstellungssituation entmutigen lassen: „Werden Sie tätig mit Ihrem Abschluss in der Hand!“

Ehrung der Prüfungsbesten

Zu jenen Absolventen und Absolventinnen, die sich keine Zukunftssorgen machen müssen, gehören Patricia Kleinhenz (Grundschule), Mirjam Hein (Hauptschule), Maria Lutz (Realschule), Sebastian Stark (Gymnasium) und Romana Moselewski (Sonderschule). Sie wurden als Prüfungsbeste ihres Lehramtsstudiengangs von Wolfgang Riedel geehrt.

Text:Britta Schmidt

Wolfgang Riedel (r.), ehrt die Prüfungsbesten (v.l.) Patricia Kleinhenz, Mirjam Hein, Maria Lutz und Sebastian Stark. Es fehlt Romana Moselewski. (Foto: ZfL)
Wolfgang Riedel (r.), ehrt die Prüfungsbesten (v.l.) Patricia Kleinhenz, Mirjam Hein, Maria Lutz und Sebastian Stark. Es fehlt Romana Moselewski. (Foto: ZfL)
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