Architektur-Studierende können jetzt Auslandssemester auch in Vancouver verbringen
Sonja Hupe hat sich einen Traum erfüllt, sie studiert jetzt ein Semester in Kanada. Der HAWK hat sie mit ihrer Zielstrebigkeit gleich eine neue Partnerhochschule beschert. Besonders aufregend klingt „Auslandsstudium in Kanada“ zwar im ersten Moment nicht wirklich. Doch wenn gerade der eigene Studiengang – in diesem Fall Architektur an der Fakultät Bauen und Erhalten – keine entsprechende Partnerschaft besitzt, dann ist der Weg zum Ziel alles andere als einfach.
Dann gehe ich eben ohne Partnerschaft ins Ausland, könnte man denken. Doch das Problem ist, dass ohne Kooperationsvertrag von hier nach dort die jeweiligen Studiengebühren zusätzlich anfallen und die Lehrveranstaltungen nicht aufs eigene Studienfach angerechnet werden können – sich also die Studienzeit verlängert und verteuert. Das wollte Sonja Hupe auf keinen Fall.
Wie aber an einen Kooperationsvertrag kommen? Sonja Hupe erkundigte sich an der Fakultät Bauen und Erhalten, wie so etwas wohl möglich sei. Die Fakultät hat schon so einige Partneruniversitäten, zum Beispiel in Osteuropa oder Asien. Und in jedem Fall gibt es eine Koordinatorin oder einen Koordinator, die sich für den Austausch einsetzt und ihn organisiert. Das fand sie heraus. Aber eben für Kanada gab es das nicht.
So suchte Sonja Hupe nach jemanden, den oder die sie für ihren Traum gewinnen könnte und landete schließlich bei Dipl.-Ing. Thomas Kauertz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Studiengangskoordinator und ausgewiesener Kanada-Fan. Der erklärte sich bereit, sich für Sonja Hupes Sache einzusetzen und den Koordinatoren-Job zu übernehmen. Hupe möge zunächst nach passenden Hochschulen, genauer Baustudiengängen, in Kanada suchen, die zum HAWK-Angebot passen könnten. Schließlich fiel die gemeinsame Wahl auf eine Universität in Vancouver.
Was beide nicht wussten: Auch in Vancouver war zur selben Zeit das Interesse an einer deutschen Hochschule gewachsen und zwar bei Professor Wesley Wollin. Der hatte sich überlegt, dass ihm die Kanadische Botschaft in Berlin helfen könne. Hier arbeitet Dr. Bruno Wiest, Canadian Trade Commissioner, der dem Kanadier eine Liste mit passenden deutschen Studienangeboten zusammenstellte – darunter die HAWK in Hildesheim. Wollin aus Vancouver schrieb also die HAWK an und Thomas Kauertz antwortete sofort mit einer Einladung.
Im Frühjahr dieses Jahres kamen Wollin und Wiest tatsächlich nach Hildesheim und sowohl die Chemie als auch das Architektur-Curriculum passten gut. Die HAWK und das British Columbia Institute of Technology (BCIT) sowie die Akademischen Auslandsämter der beiden Hochschulen erarbeiteten eine Kooperationsvereinbarung so zügig, dass ein „Memorandum of Unterstanding – Student Exchange“ nicht nur zu diesem Wintersemester fertig war, sondern Sonja Hupe auch direkt zum Semesterstart ihre Reise nach Vancouver antreten konnte. Thomas Kauertz, nun Partnerschaftsbeauftragter, hat sie und die dortige Fakultät, die „School of Construction and the Environment“, das Pendant zur Fakultät Bauen und Erhalten in Hildesheim, gerade besucht.
Während dieses Besuchs wurde der zukünftige Studierendenaustausch zwischen beiden Fakultäten besprochen. Drei kanadische Studierende werden im nächsten Frühjahr ein Semester Architektur in Hildesheim studieren. Im Gegenzug möchte eine hiesige Architekturstudentin an der kanadischen Westküste studieren. Außerdem ist ein besonderes Projekt in Arbeit, bei dem zwei Vorlesungsräume – einer in Vancouver und der andere an der HAWK in Hildesheim – mit einer Videokonferenz-Software ausgestattet und verbunden werden sollen.
Bei der „UNIvertuality – Connection Lounge“, so der Name des Projektes, werden Studierende beider Hochschulen via Videokonferenz in gemischten Gruppen eine echte Lounge entwerfen, planen und später auch bauen. Prof. Dr. Georg Klaus und Dipl.- Ing. Thomas Kauertz von der Fakultät Bauen und Erhalten sowie Prof. Günter Weber von der Fakultät Gestaltung werden im März eigens dafür mit ihren Studierenden nach Vancouver reisen, um dort das Resultat der virtuellen Arbeit, die „BCIT Lounge“, zu bauen und einzuweihen. Im Mai wird Prof. Wesley Wollin mit seinen Studierenden nach Hildesheim kommen und hier im Gegenzug die „HAWK Lounge“ mit bauen. Alles begann mit der Idee von Sonja Hupe und ist nun der Beginn einer hoffentlich langen und guten Zusammenarbeit.
Sonja Hupe meldet sich häufig aus Kanada in Hildesheim und berichtet Kauertz von ihrem Leben an der Westküste. Aber kann sich nun jeder oder jede eine eigene Hochschulpartnerschaft an der HAWK organisieren? „Wir stehen Vorschlägen immer offen gegenüber“, sagt Kauertz. So hätten vor einiger Zeit mehrere Studierende mit türkischen Wurzeln unabhängig voneinander nach Möglichkeiten eines Auslandssemesters in der Türkei gefragt und auch hier sei schließlich ein Partnerschaftsvertrag mit einer Universität in Istanbul unterzeichnet worden. „Vielleicht klappt nicht alles, aber wir können vieles möglich machen“, freut sich der Studiengangs- und Kanadakoordinator Kauertz.