Fachleute diskutieren erste BIBB-Ergebnisse zur Umsetzung des Anerkennungsgesetzes
“Die Anerkennung von ausländischen Berufsqualifikationen in Deutschland hat in den vergangenen zwei Jahren eine positive Entwicklung genommen – ein Trend, der sich fortsetzen wird”, erklärt Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) aus Anlass einer Fachtagung zur Umsetzung des Anerkennungsgesetzes in Berlin. Wie die erste amtliche Statistik zeigt, wird ein Großteil der Anträge positiv beschieden, und die Informations- und Beratungsangebote werden sehr gut angenommen. “Die Internetseite ,Anerkennung in Deutschland’ verzeichnete seit Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes vor zwei Jahren über eine Million Besucherinnen und Besucher”, betont Esser. Das BIBB betreibt das Informationsportal www.anerkennung-in-deutschland.de im Auftrag der Bundesregierung.
Die Bedeutung der Informations- und Beratungsstrukturen bestätigten auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der heutigen Fachtagung “Zwei Jahre Anerkennungsgesetz – Bilanz und Ausblick” in Berlin. Auf Einladung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) diskutierten über 200 Fachleute aus der Anerkennungspraxis über Erfahrungen und Herausforderungen bei der Umsetzung der neuen gesetzlichen Regelungen.
Wichtige Grundlage der Diskussionen bildeten die ersten Ergebnisse des BIBB-Projekts “Monitoring der Umsetzung des Anerkennungsgesetzes des Bundes als Beitrag zur Qualitätssicherung”. Sie sind im BMBF-Bericht zum Anerkennungsgesetz, den das Bundeskabinett am 2. April beschlossen hat, veröffentlicht.
Die Anerkennungsverfahren und Unterstützungsstrukturen haben sich laut Bericht etabliert und werden auch stark genutzt. Damit die Möglichkeiten dieses neuen Instruments zur Fachkräftesicherung künftig optimal ausgeschöpft werden können, weisen die Autorinnen und Autoren auf den an verschiedenen Stellen identifizierten Handlungsbedarf hin. Dazu gehört zum einen der Abbau von Hürden für die Antragstellenden. “Der Bericht zeigt, dass ein Anerkennungsverfahren vielfach mit hohem zeitlichem und finanziellem Aufwand verbunden ist”, so BIBB-Präsident Esser. Zum anderen macht der Bericht deutlich, dass die zuständigen Stellen alle Spielräume für eine weitere Vereinheitlichung der Verfahren nutzen sollten, um die Umsetzung des Gesetzes noch erfolgreicher zu machen. So gibt es derzeit beispielsweise bei Ärztinnen und Ärzten sowie in der Gesundheits- und Krankenpflege je nach Bundesland noch sehr unterschiedliche Anerkennungspraktiken.
Den Betrieben empfiehlt Esser, im Ausland erworbene Berufsqualifikationen noch stärker für ihre Fachkräftesicherung zu nutzen. Dazu gehöre auch, “stärker zu prüfen, ob sie in der eigenen Belegschaft schlummernde Potenziale wecken und diese durch passgenaue betriebliche Qualifizierung weiter ausbauen können”. Betriebe könnten hier auf die kompetente Beratung und Unterstützung durch die Kammern zählen.
Ein weiteres Fazit sowohl des Berichts als auch der Fachtagung in Berlin: Der Unterstützungsbedarf für Anerkennungsinteressierte, aber auch für zuständige Stellen und Weiterbildungsanbieter muss laufend identifiziert, geeignete Instrumente entwickelt sowie Informationsangebote ausgebaut werden.
Das “Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen” – kurz Anerkennungsgesetz – erleichtert und verbessert seit dem 1. April 2012 die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse in der Zuständigkeit des Bundes. Das BIBB-Projekt “Monitoring der Umsetzung des Anerkennungsgesetzes des Bundes als Beitrag zur Qualitätssicherung” beobachtet im Auftrag des BMBF die Umsetzung des Gesetzes sowie die begleitenden Prozesse und trägt damit wesentlich zu einem kontinuierlichen Dialog zwischen allen Beteiligten aus Wissenschaft, Politik und Praxis bei. Über die Ergebnisse der Analysen informiert das BIBB im Rahmen einer jährlichen Berichterstattung. Auch die gesetzlich vorgeschriebene Evaluation wird im BIBB vorbereitet.
Als zentrales Informationsangebot der Bundesregierung zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen betreibt das BIBB darüber hinaus das Portal “Anerkennung in Deutschland”. Im Auftrag des BMBF informiert es umfassend zu wichtigen Fragen der beruflichen Anerkennung und leitet mit dem “Anerkennungs-Finder” mit wenigen Klicks zur zuständigen Stelle. Finanziert wird das Portal durch das Förderprogramm “Integration durch Qualifizierung” (IQ). Dieses Förderprogramm wird vom BMBF, dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und der Bundesagentur für Arbeit (BA) getragen.
Weitere Informationen unter www.anerkennung-in-deutschland.de sowie zum BIBB-Anerkennungsmonitoring unter www.bibb.de/de/wlk64579.htm