Erster Tag der Bildungsforschung an der Universität Siegen bot spannendes Diskussionsforum
Der erste Tag der Bildungsforschung an der Universität Siegen zeigte, dass interdisziplinäre Zusammenarbeit und hier konkret der Austausch zwischen den Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften notwendige Basis und Herausforderung gleichermaßen sind. „Dem wollen wir hier ein fakultätsübergreifendes Forum bieten“, sagte Prof. Dr. Martin Rothland, Vorsitzender der Geschäftsstelle Bildungsforschung im Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZLB). Gleichzeitig gehe es darum, die Sichtbarkeit der Bildungsforschung nach außen zu stärken.
Das Interesse bei den Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern war in der Tat groß, die Vorträge gut besucht. In Veranstaltungen, die sich speziell an Nachwuchswissenschaftler und Studierende richteten, ging es um Karrierewege an der Hochschule sowie um das Zeitmanagement und die Selbstorganisation in der Wissenschaft. Schließlich zählt die Beratung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses zu den zentralen Anliegen im ZLB.
Im Rahmen der Hauptveranstaltung präsentierten Bildungsforscherinnen und -forscher aller Fakultäten die Vielfalt der Forschungsprojekte an der Universität Siegen in einer Postersession und regten damit zu spannenden Diskussionen an.
Den Hauptvortrag hielt Prof. Dr. Albert Bremerich-Vos von der Universität Duisburg-Essen. Er warf einen kritischen Blick auf die Kompetenzen angehender Deutschlehrer und stellte Befunde und Herausforderungen aus fachdidaktischer Perspektive im Kontext empirischer Bildungsforschung vor. Und diese Befunde ließen das Publikum aufhorchen.
Bei der Studie TEDS-LT (Teacher Education and Development Study: Learning to Teach) wurden im 5. und im 7. Semester unter anderem literaturwissenschaftliches und -didaktisches sowie linguistisches beziehungsweise sprachdidaktisches Wissen von Studierenden im Lehramt Deutsch erhoben. Es stellte sich heraus, dass rund ein Drittel Probleme hatte, Klassiker des deutschen Literaturkanons den richtigen Autoren zuzuordnen, dass die Studierenden die Argumentationskette eines Zeitungsartikels nicht richtig verstanden und wiedergeben konnten. „Und die Zeichensetzung ist vielen Germanistikstudierenden das böhmischste aller böhmischen Dörfer“, meinte Bremerich-Vos.
Zugleich konnte Bremerich-Vos über seine Erfahrungen in der anregenden, aber auch nicht immer ganz leichten interdisziplinären Forschungskooperation zwischen Fachdidaktikern, Erziehungswissenschaftlern und Psychologen berichten. Im fachübergreifenden Zusammenschluss sieht er die Zukunft empirischer Bildungsforschung und er ermutigte die Siegener Bildungsforschung, den nun eingeschlagenen Weg in diese Richtung weiter zu verfolgen.
Im Anschluss an den Hauptvortrag wurde erstmals der Preis der Bildungsforschung vergeben, der vom Waxmann Verlag, dem Verlag der PISA-Studien, gestiftet wird. Mit diesem Preis werden studentische Forschungsarbeiten gewürdigt, denn auch Studierende leisten bereits vor allem in Abschlussarbeiten einen Beitrag zur Bildungsforschung an der Universität Siegen, der bislang nur wenig beachtet wurde. „Das wollen wir mit dem Preis der Bildungsforschung ändern“, so Rothland, „und zugleich haben wir mit einem Workshop zum Thema ,Bachelor- und Masterarbeiten in der Bildungsforschung‘ am heutigen Tag uns auch schon um die potentiellen zukünftigen Preisträger gekümmert“.
Ausgezeichnet wurden die Staatsarbeiten von Carolin Kray und Ezgi Yalcin. Gewürdigt wurde Carolin Krays mathematikdidaktische Examensarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt. Sie beschäftigte sich darin mit dem „Umgang mit der Größe Zeit in heterogenen Gruppen“. Ezgi Yalcin erhielt den Preis für ihre geschichtsdidaktische Staatsarbeit. Darin behandelt sie den „Ersten Weltkrieg in deutschen, englischen und französischen Schulgeschichtsbüchern“.
Dr. Ursula Heckel, Geschäftsführerin des Waxmann Verlags, war extra nach Siegen gekommen, um den mit jeweils 200 Euro dotierten Preis persönlich zu überreichen.
Quelle: Universität Siegen