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BMBF fördert zwei Projekte der Erziehungswissenschaft zur Digitalisierung in der Hochschulbildung

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Digitale Medien erobern die Welt – und machen dabei auch vor deutschen Hochschulen nicht halt. Welch hohen Stellenwert die Digitalisierung im Bildungssystem für den Bund hat, zeigt die 2016 ausgelobte Förderlinie „Forschung zur digitalen Hochschulbildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Nun hat das BMBF die 20 Projekte bekanntgegeben, die in diesem Rahmen für die nächsten drei Jahre gefördert werden: Als einzige deutsche Hochschule konnte sich die Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) mit gleich zwei Einzelprojekten durchsetzen. Beide sind am Institut für Erziehungswissenschaft angesiedelt und adressieren gänzlich verschiedene Aspekte im digitalen Hochschulkontext.

Qualität von Klausuren verbessern

Mit KAT-HS (Kriteriumsorientiertes adaptives Testen in der Hochschule) möchten die Projektleiter Prof. Dr. Andreas Frey und Dr. Christian Spoden Klausuren aussagekräftiger gestalten. „Klausuren haben eine unheimlich hohe Relevanz für Studierende, die Noten zählen oft für den Abschluss, doch die Qualität der Prüfungen wird ihrer Bedeutung oft nicht gerecht“, erklärt Frey. Beispielsweise würden Dozenten zum Reflektieren anregen wollen, prüfen jedoch reines Faktenwissen – oder umgekehrt.
KAT-HS, das mit knapp 450.000 Euro gefördert wird, soll diese Diskrepanz verringern. Prof. Frey, der schon an den PISA-Studien mitgewirkt hat, erläutert: „Wichtig ist, dass Dozenten die Lehrziele ihrer Vorlesung klar definieren und die Klausur genau darauf abstimmen. Unser Projektziel ist es nun, ein Konzept für präzise, computerbasierte Klausuren zu entwickeln, das universitäts- und fächerübergreifend eingesetzt werden kann.“

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena; Foto: Prof. Dr. Andreas Frey

Problematisch an derzeitigen Hochschulklausuren sei überdies, dass deren Ergebnisse in der Regel zu abhängig von der Vergleichsgruppe sind, also den Kommilitoninnen und Kommilitonen. Auch der Schwierigkeitsgrad unterscheide sich üblicherweise von Jahr zu Jahr. Dort wird das Konzept ebenfalls ansetzen, damit Prüfungen und Noten über mehrere Semester und unabhängig von den aktuellen Mitstudierenden vergleichbar werden. Die Klausuren der Zukunft sollen sich unterdessen an den individuellen Prüfling anpassen: „Bei adaptiven Tests orientieren sich Folgefragen an den bisher gegebenen Antworten. Wer zum Beispiel viel richtig beantwortet, bekommt schwerere Fragen“, berichtet Frey.

Das im Rahmen von KAT-HS entwickelte Konzept wird zunächst an der Uni Jena erprobt. Dass das vierköpfige Team um Prof. Frey zusätzlich eine Testsoftware und ein Internet-Portal zur Implementierung des Klausurkonzepts an anderen Universitäten entwickeln will, verdeutlicht das langfristige Ziel: „An Hochschulen muss es früher oder später Testzentren geben, um bessere Klausuren zu gewährleisten“, so der studierte Psychologe.

Mit Feedback zum Video durchs Praxissemester

Ebenfalls neue Medien bringt Prof. Dr. Alexander Gröschner ins (Hochschul-)Spiel. Sein Forschungsprojekt OVID-PRAX (Onlinebasiertes Videofeedback im Praxissemester) wird mit rund 390.000 Euro vom BMBF gefördert und setzt bei der Betreuung von Lehramtsstudierenden im Praxissemester an. Dieses findet im dritten Studienjahr statt und bedeutet für die angehenden Lehrkräfte zumeist, das erste Mal tatsächlich vor einer Klasse zu stehen. „Die Universität spielt eine große Rolle für den Lernertrag im Praxissemester, denn erst die Lernbegleitung schafft einen Transfer von der Wissenschaft in die Praxis und umgekehrt“, weiß Gröschner aus eigenen Vorgängerstudien.

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena; Foto: Prof. Dr. Alexander Gröschner

Der Erziehungswissenschaftler und sein Team wollen nun herausfinden, ob Feedback zu Videoaufzeichnungen aus dem Unterricht einen größeren Mehrwert für die Studierenden generiert. Bislang sei es häufig so, dass diese ihre Unterrichtserfahrungen in abschließenden Projektberichten darlegen. Videobasierte Reflexionen oder gar Feedback von Mitstudierenden, Dozentinnen und Dozenten gibt es kaum. Neben der Videogruppe wird es im OVID-PRAX-Projekt zum Vergleich eine textbasierte Gruppe geben sowie eine, über deren Erfahrungen weder per Video noch schriftlich reflektiert wird. Je ein Test vor und nach dem Praxiseinsatz soll zeigen, wer den größten Wissenszuwachs erworben hat. „Da die Aufzeichnung einer authentischen Situation eine ganz neue Qualität der Rückmeldung ermöglicht, erwarten wir in der Videogruppe den größten Erkenntnisgewinn zu Kommunikationssituationen im Unterricht“, wagt Prof. Gröschner einen Ausblick.

Als Co-Projektleiterin hat er Prof. Dr. Iris Winkler ins Boot geholt, die nicht nur Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der FSU ist, sondern zugleich Fachdidaktikerin für Deutsch. In dieser Funktion wird sie die Deutschstunden, die für OVID-PRAX aufgezeichnet werden, fachlich einschätzen, während Gröschner die Unterrichtskommunikation aus Sicht der Lehr-Lernforschung analysiert. „Ein kombiniertes Feedback hat es bisher so nicht gegeben“, erklärt er.

Strahlkraft der Jenaer Erziehungswissenschaft

Dass das BMBF der digitalen Zukunft an Hochschulen so viel Bedeutung beimisst, schätzt Andreas Frey sehr: „Es ist großartig, dass vielfältige Forschungsprojekte unterstützt werden, um die Freiheit von Forschung und Lehre auch im digitalen Zeitalter zu sichern. Die zweifache Förderung ist dabei ein tolles Ergebnis für unser Institut.“ Das findet auch Alexander Gröschner: „Das zeigt uns, dass die große Innovationsfreude der Jenaer Erziehungswissenschaft nach außen strahlt.“

Die Förderlinie „Forschung zur digitalen Hochschulbildung“ des BMBF nimmt die derzeitige E-Learning-Praxis der Hochschulen in den Fokus. Zudem fragt sie nach Anwendungsmöglichkeiten neuer technischer Entwicklungen aus anderen gesellschaftlichen Bereichen. Eine Expertenjury wählte nun 20 Einzel- und Verbundprojekte aus, die insgesamt mit mehr als zwölf Millionen Euro gefördert werden.

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena

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