Der experimentelle Umgang mit Schrift im Film ist das Thema der interaktiven Medienausstellung „Moving Types – Lettern in Bewegung“. Schülerinnen und Schüler der Schiller-Realschule in Schwäbisch Gmünd hatten in den letzten Wochen die Gelegenheit, diesen Umgang in verschiedenen Workshops praktisch zu erproben. In Trickfilm-Workshops oder auf Fotosafari durch die Stadt auf der Suche nach Motiven, die auf den zweiten Blick Buchstaben zeigen, wurden die Schülerinnen und Schüler spielerisch in die Arbeit mit Schrift und Medien eingeführt. Die Workshops wurden als Teil des Modellprogramms „Kulturagenten für kreative Schulen“ angeboten, an dem die Schiller-Realschule gemeinsam mit der Rauchbeinschule und der Friedensschule im Schulverband teilnimmt. Ziel des Programms ist die tiefere Verankerung von Kunst und Kultur im Alltag von Kindern und Jugendlichen – den künftigen Akteuren einer kulturinteressierten Öffentlichkeit.
Schrift und Sprache als wichtigste Träger von Informationen verändern sich laufend. Die interaktive Ausstellung „Moving Types – Lettern in Bewegung“ vermittelt diese Prozesse und sensibilisiert die Besucher dafür, wie sich die Gestaltung von Schrift auf die Verbreitung und das Lesen der Inhalte auswirkt. Dokumentiert wird die Geschichte der Schriftanimation von den Anfängen des Films bis in die heutige Zeit. Anhand von rund 300 Animationen, Werbeclips, Filmausschnitten, TV-Beiträgen und Musikvideos zeigt die Ausstellung, dass nicht nur Bilder, sondern auch Buchstaben im Film laufen lernten. Etwa 20.000 Besucherinnen und Besucher ließen sich seit Eröffnung der Ausstellung im April ein auf den unterhaltsamen und informativen Gang durch Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Kino und Internet. Die Medienausstellung des z zg – Zentrum Zeitbasierte Gestaltung, ein Verbund des img der FH Mainz (Prof. Anja Stöffler) und der HfG Schwäbisch Gmünd (Prof. Ralf Dringenberg) in Kooperation mit dem Gutenberg-Museum Mainz (Dr. Annette Ludwig), ist bereits zum zweiten Mal in Schwäbisch Gmünd zu sehen. Kuratiert von Prof. Ralf Dringenberg, Prof. Anja Stöffler unter Mitarbeit von Prof. em. Harald Pulch begeisterte sie daneben auch schon Besucherinnen und Besucher in Mainz, Dortmund und Warschau.
„Moving Types“ fördert die Medienkompetenz und motiviert, sich aktiv mit der Schrift und ihrer kulturellen Bedeutung auseinanderzusetzen. Die Sensibilisierung im Umgang mit Schrift erschien der Kulturbeauftragten an der Schiller-Realschule Regine Menzel-Jaquet, die hier Deutsch und Kunst unterrichtet, als eine sinnvolle und spannende Ergänzung zum Lehrangebot. Auch Diethelm Wonner, der als Kulturagent beständig nach Möglichkeiten, Formaten und Orten für die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur in den Schulen sucht, war von einer Kooperation mit der interaktiven Medienausstellung angetan. Gemeinsam entstand ein Workshopangebot für Schülerinnen und Schüler aller Klassen der Schiller-Realschule, an dem sie freiwillig nach dem Unterricht teilnehmen konnten. Schülerinnen und Schüler unterer Klassen arbeiteten im Workshop „Stop-Motion“ an ihrem eigenen Trickfilm. Hier lernten sie das Alphabet in einzelnen Buchstaben mit den Mitteln des Legetricks zu animieren. Für die Gestaltung der Buchstaben wurden verschiedene kleine Objekte wie z.B. Grashalme, Federn oder Smarties genutzt. Schnell abgespielt ergaben die bunten und kreativen Einzelbilder einen Trickfilm. In einem weiteren Workshop durchsuchten die Jugendlichen mit Smartphone, Tablet oder Digitalkamera die Stadt nach Fotomotiven, die auf den zweiten Blick Buchstaben zeigen. So wurde ein runder Gullideckel bei entsprechendem Bildausschnitt zum „C“, „O“ oder „U“, der Schatten einer Bank zum „h“ oder der Fahrradlenker im Gegenlicht betrachtet zum „T“. Die Fotos wurden anschließend auf nebeneinander positionierte Monitore gespielt, die die statischen Bilder in Bewegung setzten, in dem sie ständig wechselnde Bildformaten zeigten, Bilder von einem Monitor zum nächsten wandern ließen, Bilder überblendet wurden oder einfach nebeneinander erschienen. „Es macht großen Spaß zu sehen, mit wie viel Freude und Konzentration sich die Schüler mit dem Thema Animation von Schrift in den Workshops beschäftigen“, so Kulturagent Diethelm Wonner, der seit Beginn des Programms „Kulturagenten für kreative Schulen“ im Jahr 2011 mit dabei ist. Auch Prof. Ralf Dringenberg zeigt sich zufrieden mit der Kooperation „Der musuemspädagogisch betreute Workshopbereich stellt einen wichtigen Teil des Ausstellungskonzepts dar. Gerade junge Leute lassen sich hier nachhaltig für Film und Gestaltung begeistern.“
Kulturelle Bildung durch ausgefallene Workshops für Schülerinnen und Schüler zu schaffen, entspricht auch dem Ziel des Programms „Kulturagenten für kreative Schulen“. Hierbei entwickeln insgesamt 46 Kulturagentinnen und Kulturagenten über einen Zeitraum von vier Jahren gemeinsam an 138 Schulen in den Bundesländern Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Thüringen mit den Schülerinnen und Schülern, dem Lehrerkollegium, der Schulleitung, Eltern, Künstlerinnen und Künstlern sowie Kulturinstitutionen ein umfassendes und fächerübergreifendes Angebot der kulturellen Bildung und bauen langfristige Kooperationen zwischen Schulen und Kulturinstitutionen auf. „Kulturagenten für kreative Schulen“ ist ein Modellprogramm der gemeinnützigen Forum K&B GmbH, initiiert und gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Stiftung Mercator, kofinanziert durch das Land Baden-Württemberg und in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport. Kooperationspartner in Baden-Württemberg ist die Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung.