Duale Berufsausbildung mit Zusatzqualifikationen verbessert Karrierechancen
Vor fehlendem Nachwuchs in der dualen Berufsausbildung wird zurzeit allerorts gewarnt. „Um den drohenden Fachkräftemangel abzumildern, müssen wieder mehr junge Menschen den Weg in eine duale Ausbildung einschlagen“, betont Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). „Dazu brauchen junge Leute attraktive Angebote und vielversprechende Beschäftigungs- und Aufstiegsmöglichkeiten in der beruflichen Bildung. Eine duale Berufsausbildung mit Zusatzqualifikationen stellt ein solches Angebot dar.“ Sie bietet Auszubildenden die Möglichkeit, neben dem Berufsabschluss weitere Qualifikationen wie zum Beispiel Fremdsprachenzertifikate zu erwerben. Einige Berufsausbildungen können zudem mit Teilleistungen von Aufstiegsfortbildungen zum Fachwirt oder Meister kombiniert werden. „Den Qualifizierungsangeboten müssen aber auch entsprechende Beschäftigungs- und Einkommenschancen in den Unternehmen gegenüberstehen“, so Esser weiter.
Einen bundesweiten Überblick über Angebote der dualen Berufsausbildung mit Zusatzqualifikationen bietet die Datenbank „AusbildungPlus“ des BIBB – beruhend auf freiwilligen Anbieterangaben. 2013 waren in der Datenbank rund 2.300 Zusatzqualifikationen mit insgesamt rund 85.000 teilnehmenden Auszubildenden verzeichnet.
Zusatzqualifikationen richten sich an Jugendliche, die ihre duale Berufsausbildung durch Inhalte ergänzen möchten, die über die Mindestanforderungen der Ausbildungsordnung hinausgehen oder branchenspezifische Qualifikationen abdecken. Die Jugendlichen erhalten so die Möglichkeit, ihre Ausbildungsinhalte nach eigenen Interessen und Berufswünschen zu erweitern.
Wie hoch der zeitliche Aufwand für den Erwerb einer Zusatzqualifikation ist, hängt vom gewählten Modell ab: Für Zusatzqualifikationen im Bereich Fremdsprachen benötigt man zum Beispiel oft unter 100 Stunden, solche für Management- oder Betriebsassistenten und -assistentinnen dauern hingegen über 500 Stunden.
Zusatzqualifikationen gibt es für zahlreiche Ausbildungsberufe. Am häufigsten wurden 2013 internationale, technische und kaufmännische Angebote in der Datenbank „AusbildungPlus“ verzeichnet – wie beispielsweise „Energieeffizienz im interkulturellen Kontext“ (Dauer: 220 Stunden) für Auszubildende in den Berufen Mechatroniker/-in, Anlagenmechaniker/-in und Elektroniker/-in oder der/die „Fachberater/-in für den fairen Handel“ (Dauer: 120 Stunden) für angehende Einzelhandelskaufleute und Verkäufer/-innen.
Einige Modelle kombinieren gleich mehrere Abschlüsse. So können etwa Auszubildende mit Abitur ihre Ausbildung im Beruf „Kaufmann/-frau im Einzelhandel“ auf zwei Jahre verkürzen und parallel die Prüfung zum/zur Managementassistenten/-in ablegen. Im dritten Jahr folgt dann die Fortbildung zum/zur Handelsfachwirt/-in sowie die Ausbildereignungsprüfung (Dauer insgesamt 680 Stunden). Auf diese Weise erwerben sie vier berufliche Zertifikate innerhalb von drei Jahren und erhöhen damit ihre Chancen, direkt im Anschluss nach ihrer Ausbildung in verantwortungsvollen Positionen einzusteigen.
Die Zusatzqualifikation „Betriebsassistent/-in im Handwerk“ (Dauer je nach Angebot ca. 500 Stunden) ergänzt zum Beispiel die Ausbildung in einem handwerklichen Beruf durch betriebswirtschaftliche, Management-, EDV- und Fremdsprachenkenntnisse. Absolventen sind somit qualifiziert, nach Ausbildungsabschluss auch übergreifende Aufgaben in der Betriebsführung wahrzunehmen.