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Erfolg oder bitteres Scheitern?

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Auf einer Fachtagung der Forschungsgruppe ‚Heimerziehung‘ der Uni Siegen diskutierten ExpertInnen, warum in der Mehrheit der Fälle die Heimerziehung von Kindern und Jugendlichen ungeplant beendet wird.

Quelle: Uni Siegen

Kristin hat fünf Kinder, ist erneut schwanger und entscheidet, ihre Tochter Mara vorrübergehend in eine Heimeinrichtung zu geben. Plötzlich erhält sie die Nachricht, dass Mara nicht mehr zurückkommen wird. Das zumindest ist der Plan der Pädagogen und Sozialarbeiter. Für Kristin ein Schock. Fünf Jahre lang kämpft sie, damit die Heimerziehung frühzeitig beendet wird. Dann darf Mara zu ihrer Familie zurückkehren. In 57 Prozent der Fälle wird die Heimerziehung von Kindern und Jugendlichen ungeplant beendet. Auf einer Tagung an der Uni Siegen diskutierten ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis diese Statistik: Welche Gründe gibt es für eine unplanmäßige Beendigung? Ist sie immer negativ zu bewerten? Und kann man so etwas wie Heimerziehung oder eine Entwicklung überhaupt planen? Verschiedene Perspektiven auf ungeplante Beendigungen in der Heimerziehung wurden durchleuchtet.

„Es geht hier um Menschen“, sagt Prof. Klaus Wolf, einer der Organisatoren der Tagung. „Die Kinder und Jugendlichen in Heimen sind Menschen mit besonderen Merkmalen, die schwierige Startbedingungen haben.“ Pädagogen in einem Heim könnten die Kinder nicht einfach nach ihren Vorstellungen verändern. Deshalb sei es schwierig, am Anfang der Heimerziehung einen festen Plan für die Zukunft des Kindes zu entwickeln. „Wir machen uns etwas vor, wenn wir denken, wir könnten alles vorhersagen. Die Kinder entwickeln sich selbst, das kann von Pädagoginnen angeregt und gefördert werden. Zielgerichtete Menschenveränderung ist nicht möglich“, sagt Prof. Wolf.

Die Gründe, warum Kinder und Jugendliche vorzeitig eine Heimeinrichtung verlassen, sind vielfältig- durch die Kinder und Jugendlichen selbst, Eltern, Jugendämter, Einrichtungen. Teilweise sei die frühzeitige Beendigung Zeichen eines bitteren Scheiterns. Zum Beispiel, wenn das Jugendamt die Betreuung einseitig beende oder die Kostenübernahme abgebrochen werde. Manche ungeplanten Beendigungen könne man aber auch positiv bewerten. „Manchmal finden die Jugendlichen ihren eigenen Weg. In anderen Fällen haben sich die Familienverhältnisse schneller so stabilisiert, dass es kein Problem mehr ist, wenn das Kind zu den Eltern zurückkehrt“, erklärt Wolf.

Damit solch eine positive Entwicklung gelingt, ist eine enge und gute Zusammenarbeit aller an der Hilfeplanung beteiligten Personen wichtig, meint Manuel Theile, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe „Heimerziehung“ der Uni Siegen. „Familienarbeit ist hier von zentraler Bedeutung, z.B. durch Unterstützung der Eltern, so dass sie das Kind oder den Jugendlichen wieder selbst aufnehmen können“, sagt er.

Was viele nicht wissen: In der Mehrheit der Fälle geben die Eltern ihre Kinder freiwillig in ein Heim, zum Beispiel aufgrund einer vorübergehenden Überbelastung durch Trennung oder Krankheit. „Das ist häufig eine verantwortungsvolle, wenn auch zähneknirschende, Entscheidung im Sinne des Kindes“, erklärt Ko-Organisatorin Andrea Dittmann. „Oft betrifft das Alleinerziehende ohne Netzwerke wie Freunde oder Familie, die in Notsituationen auf die Kinder aufpassen könnten.“ In diesen Fällen behalten die Eltern das Sorgerecht, haben also ein Mitspracherecht bei der Heimerziehung.

Im Fall von Kristin und Mara ist das nicht so gelaufen, wie es laufen sollte. Eine Ausnahme sei das allerdings nicht. Oft werde über die Köpfe der Eltern hinweg entschieden. Dann kommt es zu Überraschungen wie bei Kristin. „Viele Jugendhilfeeinrichtungen wissen, dass die Kooperation mit den Eltern ausbaubar ist“, sagt Dittmann. „Aber ihnen fehlt häufig das Personal, um dies für alle befriedigend umzusetzen.“

Veranstaltet wurde die Fachtagung von der Forschungsgruppe „Heimerziehung“ der Uni Siegen. In der Forschungsgruppe untersuchen WissenschaftlerInnen seit 2013 in Grundlagen- und Praxisforschungsprojekten die stationäre Kinder- und Jugendhilfe.

Quelle: Uni Siegen

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