Die bereits zweite „Erfurt Intercultural Summer School“ ging nach drei Tagen an der FH Erfurt zu Ende. Veranstalter waren der Vizepräsident für Qualität und Exzellenz, Prof. Dr. Ronald Lutz, und der Dekan der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, Prof. Dr. Friso Ross. Unter der Überschrift „Refugees, Domestic Politics and Social Work“ referierten von Donnerstag bis Samstag Wissenschaftler und Praktiker aus sieben Ländern zur Flüchtlingsproblematik und hielten darüber hinaus vertiefende Workshops für Studierende ab. Die Referate stützten sich dabei auf Kenntnisse und Erfahrungen, welche die Vortragenden in Botswana, Deutschland, Israel, Kenia, Kroatien, Polen, Spanien und den USA gewonnen hatten.
An den acht Vorträgen und den acht Workshops nahmen insgesamt 47 Studierende teil. Sie kamen einerseits von den Partnerhochschulen der Fakultät, so von der Jamia Millia Islamia in Neu-Dehli, der Philadelphia Temple University, Pennsylvania, der Universität Zagreb und der Universität Zagreb. Andererseits waren es Studierende von insgesamt fünf deutschen Hochschulen (Eichstätt, Erfurt, Kiel, Köln, Berlin), die zu diesem einzigartigen Event nach Erfurt kamen.
Am Donnerstagnachmittag eröffneten Prof. Lutz und Prof. Ross die Erfurt Intercultural Summer School und leiteten in das Thema ein. Prof. Mark Lawrence von der Bemidji State University, Minnesota, gab einen Überblick über die Schwierigkeiten und Konsequenzen der terminologischen Kategorisierung von Migranten und Flüchtlingen. Dr. Odireleng Jankey vom Department für Soziale Arbeit an der Universität in Gaborone, erläuterte die Situation von Flüchtlingen in Botswana und den Umgang der örtlichen Behörden mit ihnen.
Am Freitag dozierte die Direktorin des kroatischen Zentrums für Sozialarbeit im kroatischen Samobor, Nataša Koražija, zu den Möglichkeiten und Grenzen der lokalen Hilfegewährung. Im Anschluss reflektierte Goran Božičević Erfahrungen aus der Friedenspädagogik im Zusammenhang mit seiner Arbeit mit Flüchtlingen und Heimkehrern in Kroatien und in Bosnien-Herzegowina. Am Nachmittag widmete sich Prof. Miki Motola vom Oranim College in Israel der Problematik, dass die einheimische Politik über kein nachhaltiges Konzept zur Integration von Flüchtlingen verfügt. Zum Abschluss des Tages war es Prof. Antonio Álvarez del Cuvillo, Universität Cádiz, der am Beispiel des Grenzübertritts von Flüchtlingen nach Ceuta und Melilla veranschaulichte, welche tatsächlichen Konsequenzen nationale und europäische Regelungen haben.
Der Samstagmorgen begann mit den Berlinern Omar Khan und Dr. Andrea Plöger von der Alice-Salomon-Hochschule, die ihr Konzept vorstellten, wie auf die Situation von Flüchtlingen sowohl im Herkunftsland als auch im Aufnahmeland wirkungsvoll aufmerksam gemacht und aufgeklärt werden soll. Der letzte Themenblock gehörte dem Workshop von Dr. Tomasz Kaźmierczak vom Institut für Sozialprävention der Universität Warschau, der über die Gewalt unter Flüchtlingen und gegen sie berichtete und ausführlich die Situation weiblicher Migrantinnen schilderte. Auf der anschließenden Abschlussveranstaltung überreichte Prof. Ross den Studierenden ihr Zertifikat.
Prof. Lutz und Prof. Ross zogen eine positive Bilanz dieser Summer School und bedankten sich insbesondere beim Leiter der Hochschule, Prof. Dr. Volker Zerbe, dessen finanzielle Unterstützung die Durchführung dieser Summer School überhaupt ermöglichte. „Für unsere Hochschule und den Hochschulstandort Thüringen ist es ein Gewinn“, resümierten sie, „dass eine solche Summer School mit renommierten Wissenschaftlern und Praktikern den Studierenden diese Thematik näher bringt und so der akademische Austausch vor Ort die Einsichten in diese Problematik ermöglicht. Darüber hinaus sind die Erfahrungen aus anderen Ländern und Regionen sehr wertvoll, um die eigene Situation in Thüringen zu reflektieren und um Einsichten für praktisches Handeln vor Ort zu gewinnen.“ Eine Fortführung der Erfurt Intercultural Summer School ist für das kommende Jahr geplant.
Quelle: Fachhochschule Erfurt