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Flüchtlinge in die pädagogische Ausbildung integrieren

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Geflüchtete Menschen, ihre Schicksale und Bedürfnisse stellen auch Lehrer und Sozialarbeiter* vor neue Herausforderungen. Zu ihren Aufgaben zählt, Mitmenschen in Bildungs- und Sozialsysteme zu integrieren. An der Universität Siegen nehmen daher Flüchtlinge an einem Seminar für Studierende der Sozialen Arbeit und des Lehramtes teil. Ziel der Veranstaltung „Flüchtlinge und Sozialraum“ ist es, die Studierenden für die Situation und die Bedürfnisse der Flüchtlinge zu sensibilisieren – und das bereits vor der Begegnung im Berufsalltag.

Wenn sie erst als Pädagogen und Schüler oder Sozialarbeiter und Bewohner aufeinandertreffen, wenn es um Noten und Bewertungen geht, ist das Verhältnis geprägt von Abhängigkeit und Hierarchie. Die rund 20 Studierenden und 20 Flüchtlinge können sich im Seminar jedoch unbefangen austauschen. „Das habe ich im Beruf so nicht. Da ich dort auch Bewertungen über die Bewohner schreiben muss“, sagt eine Seminarteilnehmerin, die parallel zum Studium in einer sozialpädagogischen Einrichtung mit Flüchtlingen arbeitet.

„Derzeit sind Lehramt und Sozialarbeit für das Arbeitsfeld Flüchtlinge unterausgestattet. Die einzelnen Bedürfnisse und die transnationale familiäre Situation fallen oft hinten runter. Hier erhalten die Studierenden Einblicke, die aus der Forschung heraus und in der Praxis derzeit selten oder gar nicht möglich sind“, sagt Juniorprofessorin Dr. Vicki Täubig. Die Bildungs- und Migrationsforscherin hat das Seminar ins Leben gerufen und dazu zugewiesene Flüchtlinge in der Siegener Unterkunft „Tiergartenstraße“ angesprochen – mit Erfolg.

Quelle: Uni Siegen
Quelle: Uni Siegen

Auch für die Flüchtlinge ist das Seminar ein Gewinn. Sie erleben Interesse an ihrer Person, fordern und erhalten Antworten auf ihre Fragen zum Leben in Deutschland. Auch finden sie Zugang zur Universität, knüpfen Kontakte zu zukünftigen Lehrern und Sozialarbeitern und können sich abseits von Anträgen und Wartefrust über ihre Situation austauschen. Die Flüchtlinge sind im Alter von 18 bis 68 Jahre, Frauen und Männer. Sie alle warten auf den nächsten Schritt, die Anhörung, den nächsten Sprachkurs, die Wohnung. Viele hängen seit Monaten mit ihrem Leben in einer Warteschleife.

Damit der Austausch im Seminar funktioniert, wird Englisch gesprochen. Zudem gibt es zwei Dolmetscherinnen. Maryam Araghi übersetzt Farsi und Bashra Kadhim Arabisch. Wer Verständnisprobleme hat, kann die Diskussion mit einer Portierklingel unterbrechen, dann wird übersetzt, bevor weiter diskutiert wird. Das Seminar findet entweder an der Uni oder in der Flüchtlingsunterkunft statt. Unter den Teilnehmern gelingt die Integration bereits. Studierende und Flüchtlinge stehen inzwischen auch außerhalb des Seminars in Kontakt und treffen sich.

Täubig will die Veranstaltung im kommenden Semester erneut anbieten. Geht es nach den Studierenden, ist eine Ausweitung des Angebots gewünscht. „Ein Seminar zu Asylrecht wäre nicht schlecht, das versteht doch keiner und es ändert sich dauernd“, sagt eine Studierende.

Quelle: Uni Siegen

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