Anna Schmidt, die im Rahmen ihrer Masterarbeit am Lehrstuhl von Professor Dietrich Klakow an einem Sprachdialogsystem für Fluglotsen arbeitete, hat ein „Google Anita Borg Memorial Scholarship“ erhalten. Der mit 7.000 Euro und einer Mitgliedschaft in einem Austausch-Netzwerk dotierte internationale Preis wird jedes Jahr an Nachwuchsforscherinnen aus den Informatikwissenschaften verliehen. Aus Europa, dem Mittleren Osten und Afrika wurden in diesem Jahr 41 Bewerberinnen ausgezeichnet, nur zwei davon kommen aus Deutschland. Informatikerinnen der Saar-Uni zählen regelmäßig zu den Preisträgerinnen und Finalistinnen des Google-Stipendiums.
Ausgezeichnet wurde Anna Schmidt, die an der Saar-Uni Computerlinguistik studiert hat und inzwischen ihre Doktorarbeit schreibt, unter anderem für ihre herausragenden Forschungsleistungen. Der Computer soll den Menschen besser verstehen und ihn so auch besser unterstützen: Daran forscht die 30-Jährige am Lehrstuhl für Sprach- und Signalverarbeitung von Professor Dietrich Klakow. In einem Projekt, das Klakow gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig durchführt, entwickeln die Forscher Dialogsysteme so weiter, dass der Computer wie ein menschliches Gegenüber automatisch den Sinn von gesprochenen Aussagen erkennen und selbstständig passend reagieren kann. „Wir erarbeiten dies am Beispiel eines Assistenzsystems für Fluglotsen, für das wir eine Sprachverarbeitungskomponente entwickeln“, erläutert Professor Klakow.
Anhand dessen, was zwischen Lotse und Pilot gesprochen wird, soll das Assistenzsystem selbst erkennen, ob sich Abweichungen vom geplanten Ablauf ergeben, die sich auf seine Vorschläge für den Lotsen auswirken. „Wenn sich zum Beispiel beim Landeanflug die Reihenfolge mehrerer Flugzeuge ändert, und dies nur mündlich zwischen Lotse und Pilot ausgetauscht wird, erkennt das System diese Änderung bislang nicht“, erläutert Anna Schmidt. Wie beim Navigationsgerät im Auto läuft das Assistenzsystem solange weiter, bis neue Radardaten zu einer Neuberechnung führen. „Hierdurch kommt es zu einer Verzögerung, bis für den Lotsen wieder passende Vorschläge kommen“, erklärt die Sprachtechnologin. Sie hat bei den Forschungen an Klakows Lehrstuhl daran mitgearbeitet, den Spracherkenner mit Hintergrundinformationen zu gesprochenen Lotsenanweisungen zu „füttern“. „Anhand dieser Kontextinformationen erkennt die Sprachverarbeitung künftig Sprachkommandos des Lotsen. Das System kann so auf dessen Absichten schließen und die folgenden Vorschläge darauf abstimmen“, erläutert sie.
Wie diese Informationen auch bei anderen Gesprächen von Mensch und Computer zum Einsatz kommen können, etwa bei Auskunftssystemen, erforscht Anna Schmidt derzeit an Klakows Lehrstuhl im Rahmen ihrer Doktorarbeit.
Dietrich Klakow, der bereits mit dem Google Research Award ausgezeichnet wurde, ist mit seiner Sprachforschung am Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“ der Universität des Saarlandes beteiligt.
Seit das „Google Anita Borg Memorial Scholarship“ auch für Europa, den Mittleren Osten und Afrika vergeben wird (2007), sind Nachwuchswissenschaftlerinnen der Saar-Uni jedes Jahr unter den Preisträgerinnen und Finalistinnen, in manchen Jahren sogar mehrere, was die internationale Bedeutung des Saarbrücker Informatik-Standortes unterstreicht.
Mit der Auszeichnung „Google Anita Borg Memorial Scholarship“ erinnert Google an die US-amerikanische Informatikerin und Frauenrechtlerin Dr. Anita Borg (1949-2003). Ziel ist es, Frauen bei ihrer Karriere in der Informatik zu unterstützen und auf diesem Weg Vorbilder für den wissenschaftlichen Nachwuchs zu schaffen. Kriterien für die Vergabe des Stipendiums sind herausragende akademische Leistungen, Führungsqualitäten und Begeisterung für die Informatik.
Weitere Informationen: https://www.google.com/anitaborg/emea/winners.html