Darmstadt – Markus Kurkowski (28) ist für seine Industriedesign-Diplomarbeit am Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt (h_da) mit dem Bayerischen Staatspreis für Nachwuchsdesigner ausgezeichnet worden. Damit wird das Konzept eines universellen, barrierefreien Wohnwagens bereits zum neunten Mal mit einem renommierten Design-Preis gekürt. Hintergrund: Im Wohnwagen kommen Menschen mit körperlichen Einschränkungen laut Kurkowski ohne teure individuelle Anpassungen kaum zurecht. „Beyond“ hingegen soll Reisen für alle ermöglichen – unabhängig davon, ob sie körperlich eingeschränkt sind oder nicht. Durch ein spezielles Fahrwerk kann der Wohnwagen abgesenkt werden, um einen nahezu ebenerdigen Einstieg zu ermöglichen. Der Innenraum bietet viel Platz, höhenverstellbare Möbel für die individuelle Anpassung sowie mit dem Rollstuhl unterfahrbare Elemente.
Der Bayerische Staatspreis für Nachwuchsdesigner ist die jüngste von insgesamt neun Auszeichnungen für das Konzept. Mit „Beyond“ hat Markus Kurkowski unter anderem den Reddot Design Award, den VDA Design Award und den Hessischen Staatspreis Universelles Design gewonnen und wurde für den German Design Award nominiert.
Grundlage für das von Prof. Tom Philipps, Studiengangsleiter Industrie-Design am Fachbereich Gestaltung, betreute Konzept ist das „Universelle Design“: Entwicklungen, die von einer großen Vielfalt von Menschen einfach und intuitiv genutzt werden können. Genau das fehlte dem h_da-Absolventen Markus Kurkowski, als er Menschen im Rollstuhl auf dem Campingplatz sah: „Trotz teurer Umbauten macht der Urlaub im Wohnwagen nicht wirklich Spaß“, sagt Kurkowski. Hydraulische Rampen kosteten Zeit und innen sei es beengt – vor allem in den meist sehr kleinen Bädern.
Auch im Hinblick auf die immer weiter steigende Lebenserwartung und den schlechten Wiederverkaufswert umgerüsteter Wohnwagen soll das neue Konzept helfen. Durch das spontane Ein- und Aussteigen soll der Spaß im Urlaub erhalten bleiben. Im Inneren sorgen ein modulares Schranksystem und eine luftige Gestaltung für eine großzügige Raumaufteilung. Durch die großen Fenster und ein Panoramadach gelangt viel Licht in den sehr modern gestalteten Innenraum. Auch die Küchenarbeitsfläche ist mit dem Rollstuhl unterfahrbar. Das Badezimmer ist mit knapp dreieinhalb Quadratmetern deutlich geräumiger als die üblichen „Nasszellen“ und besitzt einen besonders rutschfesten Boden.
An zentralen Stellen des Wohnwagens können aufgrund von Platzhaltern in den Wänden unkompliziert Haltegriffe angebracht werden – entweder direkt bei der Bestellung oder per Nachrüstung. Das soll sicherstellen, dass Menschen den Wohnwagen auch noch im Alter nutzen können.
„Insgesamt überzeugt Beyond durch ein gestalterisches Selbstverständnis, das eine intensive Auseinandersetzung mit dem Kontext, tiefgehende ergonomische Recherchen, Verständnis für Material und Verfahren und Sensibilität für grundlegende menschliche Bedürfnisse voraussetzt“, schreiben Prof. Marion Digel von der Folkwang Universität der Künste in Essen und Robert Suk von der Rosenthal GmbH in der Würdigung der Jury. „Man möchte am liebsten gleich einsteigen und damit auf die Reise gehen!“
Um das Konzept auf die Straße zu bringen, sucht Kurkowski nun nach Investoren. Kontakt zu interessierten Produzenten hat er bereits, nun geht es um die Finanzierung. Das Projekt weiter zu verfolgen, lohne sich, sagt Kurkowski: „Universal Design ist die Zukunft.“ Der Markt sei ohnehin schon lange da: Über anderthalb Millionen Menschen in Deutschland säßen im Rollstuhl – 85 Prozent von ihnen mit einem aktiven Lebensstil.