Heide/Kiel/Lübeck – Mit einem Festakt im Landeshaus haben die Fachhochschulen Kiel, Lübeck und Westküste (Heide) sowie die Europa-Universität Flensburg am gestrigen Dienstag, 15. Juli, den erfolgreichen Start der Erprobung von 29 neu entwickelten Online-Kursen gefeiert. Diese Kurse werden Teil von vier neuen Online-Studiengängen sein, die aktuell an den Fachhochschulen Kiel, Lübeck und Westküste (Heide) entstehen. Die Teilnahme an den Online-Kursen ist im Rahmen einer Erprobung im Wintersemester 2014/15 für alle Interessierten offen und kostenfrei. Zum Zeitpunkt der Feier im Landeshaus konnten die Hochschulen bereits fast 500 Anmeldungen für die neuen Online-Kurse verbuchen.
Alle neuen Online-Kurse sind im Verbundprojekt LINAVO* entstanden. Im Rahmen des Projekts arbeiten die Fachhochschulen Kiel, Lübeck und Westküste (Heide) sowie die Europa-Universität Flensburg gemeinsam an der Öffnung der Hochschulen für neue Zielgruppen und der Förderung des Lebenslangen Lernens. Ein Kern des Projekts ist die Schaffung von didaktisch und technisch neu konzipierten Online-Studiengängen, die speziell auf die Bedürfnisse Berufstätiger und anderer zeitlich stark gebundener Menschen zugeschnitten sind.
Die Landesministerin für Bildung und Wissenschaft, Prof. Dr. Waltraud ‚Wara‘ Wende, hob in ihrem Redebeitrag die Bedeutung des Verbundprojekts LINAVO für das Land Schleswig-Holstein hervor. „Dieses Verbundprojekt zeigt beeindruckend, dass die Hochschulen des Landes in hervorragender Weise zusammenarbeiten und ihre jeweiligen Stärken einbringen können“, sagte die Ministerin. Sie betonte die zunehmende Bedeutung berufsbegleitender Weiterbildung. Die für diesen Zweck neu entstehenden Online-Studiengänge wertete sie als „Beitrag gegen den Fachkräftemangel“. Die Bildungsministerin hob in diesem Zusammenhang auch die innovativen technischen Ansätze hervor, mit denen die im Projekt entstehenden Online-Studiengänge punkten, um für neue Zielgruppen attraktiv zu sein.
Prof. Dr. Stefan Bartels, Präsident der Fachhochschule Lübeck, betonte, dass das örtlich und zeitlich sehr flexible E-Learning den Kinderschuhen schon lange entwachsen ist: „Das ist längst langjähriger Betrieb“, sagte Bartels. Die FH Lübeck bietet seit mehr als zehn Jahren Online-Weiterbildung an und hat damit eine Vorreiterrolle in Schleswig-Holstein. Aktuell seien bereits 15 Prozent der Studierenden der FH Lübeck Online-Studierende, so Bartels. Zu den grundlegenden Erkenntnissen aus dem langjährigen Online-Betrieb gehört laut Bartels, dass auch im Online-Studium eine persönliche Betreuung der Studierenden durch qualifizierte Kräfte unverzichtbar ist. Bartels wörtlich: „Auch ein Online-Studium steht und fällt mit der Qualität der Lehrenden.“
Prof. Dr. Udo Beer, Präsident der Fachhochschule Kiel, verwies auf die stetig steigende Lebensarbeitszeit, in der eine einzelne Ausbildung oder ein einziges Studium künftig nicht mehr ausreiche. Gleichzeitig wird die Bandbreite des Eintrittsalters von Studierenden immer größer: Zu ihnen gehören inzwischen Menschen, die gerade von der allgemeinbildenden Schule kommen, aber auch Berufstätige, die nebenberuflich studieren und dafür nur wenig Zeit haben. Beer mahnte eine darauf abgestimmte „Flexibilisierung“ der Studienangebote an. – „Das Online-Studium kann dabei helfen“, sagte er. Die Projekthochschulen sieht Prof. Beer in diesem Zusammenhang als Begleiterinnen des Lebenslangen Lernens. Bezogen auf die laufende Anmeldephase für die Erprobung der neuen Online-Kurse (= Online-Module) rief er dazu auf, die für Teilnehmende kostenfreie Gelegenheit zu nutzen: „Warum nicht einfach mal ein Modul Maschinenbau ausprobieren?“ appellierte Prof. Dr. Beer an die Adresse des immerhin großen dafür infrage kommenden Personenkreises.
Prof. Dr. Hanno Kirsch, Präsident der Fachhochschule Westküste, konnte einen besonders erfolgreichen Start in die Erprobungsphase vermelden: Für die sechs Online-Kurse, die seine Hochschule aus dem geplanten Online-Masterstudiengang Tourismusmanagement (www.omt-fhw.de) im kommenden Wintersemester anbietet, lagen zum Zeitpunkt der Feier im Landeshaus bereits 239 Anmeldungen vor. Kirsch betonte das Ziel der LINAVO-Projekthochschulen, ihren Beitrag zur Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung zu leisten. Die neuen Online-Angebote richteten sich auch an Menschen, die nicht Abitur oder Fachhochschulreife haben, die aber durch Ausbildung und Berufserfahrung eine Studienberechtigung erworben haben. „Mit den neuen Online-Studiengängen werden Türen geöffnet, die für Menschen, die wenig Zeit haben, bisher verschlossen waren“, sagte Prof. Dr. Kirsch.
Prof. Dr. Rolf Granow, E-Learning-Beauftragter der Fachhochschule Lübeck und Gesamtleiter des Projekts LINAVO, verwies auf die am Institut für Lerndienstleistungen der FH Lübeck entwickelte technische Infrastruktur, mit der die neuen Online-Studiengänge praktisch unbegrenzt über den direkten Einzugsbereich der jeweils anbietenden Hochschule hinaus verfügbar sind. Das Ergebnis seien flächendeckende berufsbegleitende Lern-Angebote, bei denen die Hochschulen zusammen arbeiten, anstatt sich Konkurrenz zu machen. In der Vernetzung der Hochschulen sieht Granow eine wichtige Voraussetzung für deren Zukunftsfähigkeit. Prof. Granow prognostizierte für die nähere Zukunft ein weiteres Ansteigen der Zahl der Online-Studiengänge, die von den staatlichen Hochschulen in Schleswig-Holstein angeboten werden. „Dabei erleben wir aktuell nicht nur eine quantitative Entwicklung, sondern auch einen Quantensprung hinsichtlich der Qualität. Denn unser Konzept, um Lerninhalte hochschulübergreifend verfügbar zu machen, ist das fortschrittlichste in Europa“, sagte Prof. Granow.
Eine Übersicht über alle im Wintersemester 2014/15 kostenfrei angebotenen neu entwickelten Online-Kurse unter www.oncampus.de/erprobungsphaselinavo
Quelle: presseportal