Immer mehr Menschen bilden sich neben dem Job weiter. Meist, um beruflich ganz konkrete Ziele zu erreichen: den Quereinstieg in eine andere Branche, den Wiedereinstieg nach der Elternzeit oder die Projektleiter-Stelle, für die ein Hochschulabschluss einfach vorausgesetzt wird. Allein per Fernunterricht und Fernstudium bildeten sich in den letzten Jahren rund 423.000 Deutsche weiter. Aber Achtung: Nicht jeder Anbieter und nicht jedes Programm eignen sich für die individuellen Bedürfnisse und beruflichen Absichten. Diese fünf Fragen sollten Sie beantworten, um den richtigen Kurs und Anbieter für sich zu finden.
1. Welches Fach und welcher Abschluss bringen mich ans Ziel?
So banal es klingen mag: Das Fach oder Thema der Weiterbildung sollten Interessenten danach wählen, was sie im Beruf damit erreichen möchten. „Portugiesisch für Anfänger“ ist also nicht die beste Wahl für die junge Managerin, die in ein paar Monaten ihre erste Führungsposition übernehmen wird. Für den erfahrenen Vertriebler, der zunehmend mit internationalen Kunden aus Portugal zu tun hat, allerdings schon. „Interessenten sollten reflektieren, wohin sie sich entwickeln möchten, welches Fach ganz konkret auf ihre aktuelle oder angestrebte Tätigkeit einzahlt“, erklärt Dr. Wilfried Ruß von der Fernhochschule AKAD University, der in der Geschäftsleitung die Studienberatung von Interessenten verantwortet. „Danach folgt die Frage nach dem Abschluss: Geht es darum, in einem fokussierten Lehrgang ein spezielles Thema zu vertiefen? Oder benötige ich einen höheren akademischen Abschluss, beispielsweise um für Führungspositionen ins Spiel zu kommen? Das sind höchst individuelle Aspekte, die man für sich definieren sollte.“
2. Welche Reputation und Erfahrung besitzt der Anbieter?
Neben dem Fach sollte der Interessent auch den guten Ruf des Bildungsanbieters in seine Entscheidungsfindung einbeziehen. Schließlich soll die Fortbildung den eigenen Chef oder künftige Personalverantwortliche im Bewerbungsverfahren beeindrucken. Bei der Wahl der Weiterbildung sollte man daher auch auf das „Gütesiegel“ einer objektiven Kontrollstelle achten. Bei Fernlehrgängen beispielsweise vergibt die staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) ihren Stempel an seriöse Anbieter. Wer gleich ein Studium neben dem Beruf absolvieren möchte, muss zusätzlich darauf achten, dass der Studiengang durch eine Akkreditierungsbehörde geprüft und zugelassen ist. Auch Branchenreports und -rankings im Internet verschaffen einen Teil des Gesamtbildes.
Neben diesen Aspekten seien die Markterfahrung des Bildungsanbieters und seine Bekanntheit in Personalabteilungen am wichtigsten, findet Wilfried Ruß. Denn wenn die Alumni eines Anbieters seit vielen Jahren Entscheidungspositionen in den unterschiedlichsten Abteilungen besetzen, besäßen seine Abschlüsse über Branchengrenzen hinweg ein gutes Renommee. „So können Absolventen sicher sein, dass ihre Weiterbildung überall bekannt und anerkannt ist“, erklärt Ruß.
3. Wie zeitintensiv und wie flexibel ist die Weiterbildung?
Der Start in die Weiterbildung ist meist voller Motivation und Tatendrang. Umso mehr, wenn sich damit konkrete berufliche Ziele verwirklichen lassen. Deswegen sollte man langfristig die eigenen Ressourcen und Kräfte richtig einschätzen, rät der Weiterbildungsexperte der AKAD University. „Machen Sie sich einen Plan, wie viel Zeit Sie pro Woche in die Weiterbildung investieren können und wollen. Wer hier von Anfang an ehrlich zu sich selbst ist, vermeidet es, später frustriert das Handtuch zu werfen.“ Vor allem um neben dem Beruf einen Hochschulabschluss zu erwerben, müsse man über ein gutes Zeitmanagement verfügen. „Zehn bis 15 Stunden pro Woche sind die durchschnittliche Lernzeit von Fernstudenten. Diese sollten Sie sich zum Studium der Lehrbriefe, für Online-Seminare und web-basierte Übungsaufgaben schon nehmen“, so Ruß‘ Erfahrung.
Ganz essenziell sei dafür ein Studienmodell, dass sich stets an die individuellen beruflichen und privaten Umstände des Lernenden anpassen lässt. „Flexibilität muss der Bildungsanbieter zeigen, nicht der Kursteilnehmer“, befindet Ruß. Vor dem Weiterbildungsbeginn sollte man sich fragen: Kann ich meinen Kurs unterbrechen, falls es Job oder Familie erfordern? Wie einfach kann ich angemeldete Prüfungen verschieben oder ganz absagen? Kann ich Lehrveranstaltungen auch digital besuchen? Private Krisen lassen sich nicht planen – das sollten Bildungswillige bedenken.
4. Wie viel Reiseaufwand kommt auf mich zu?
Je häufiger die Weiterbildung Anwesenheitspflicht bei Lehrveranstaltungen fordert, desto mehr sollte man darauf achten, dass der Standort des Anbieters nah am eigenen Wohn- oder Arbeitsort liegt. Denn je aufwendiger die Anreise, desto größer ist die Verlockung, die Weiterbildung schon nach wenigen Wochen abzubrechen. Fernstudiengänge fordern dagegen wenig oder gar keine Präsenz vor Ort. Gelernt wird im Selbststudium zuhause, oder man organisiert sich in einer – digitalen oder analogen – Lerngruppe.
Auch der Fernunterricht sollte jedoch wohnungsnahe Prüfungszentren bieten, damit der Student nicht alle paar Monate Urlaub nehmen und Hotels buchen muss, um zu Prüfungen zu reisen. „Wer die Weiterbildung neben dem Beruf absolvieren und parallel noch Zeit für Familie und Freunde finden will, ist häufig froh, wenn er nicht auch noch vor Ort zu Seminaren muss“, berichtet Wilfried Ruß von den Erfahrungen der Fernhochschule. „Zum Glück lassen sich viele Lehrveranstaltungen heute in Form von Online-Seminaren und -Tutorien digitalisieren.“
5. Sind die Kursgebühren transparent? Gibt es eine Preisgarantie?
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Die Gebühren für Vorlesungen und Seminare, für Lernmaterial und Prüfungen sollten Bildungsanbieter im Voraus transparent aufzulisten. Gerade bei berufsbegleitenden Studiengängen, die an privaten Hochschulen insgesamt mehrere Tausend Euro kosten, sollten sich Interessenten vorab einen Überblick über die Kosten verschaffen, die auf sie zukommen. Selbst wenn der Arbeitgeber bereit ist, einen Teil der Gebühren zu übernehmen: Auch die Personalabteilung will genau wissen, worauf sie sich einlässt. Also Finger weg von Vertrieblern, die beim Thema Geld plötzlich ins Telefon flüstern, oder Websites, die nicht alle Kosten offen auflisten. Seriöse Anbieter gehen mit allen anfallenden Gebühren transparent um und bieten eine Preisgarantie, sodass Sie nicht nach einigen Monaten von einer Gebührenerhöhung überrascht werden.