Sie wird wohl immer das erste sein, was mit dem Namen Adolf Ferdinand Weinhold verbunden wird: die Thermoskanne. Am 19. Mai 1841 in Zwenkau geboren, studierte Weinhold bis 1861 in Leipzig. In Chemnitz erhielt der 20-Jährige anschließend eine Assistentenstelle an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation der Königlichen Gewerbschule. 1864 wurde er hier Physiklehrer, die Schüler schätzten seinen praxisorientierten Lehrstil. 1870 wurde ihm der Professorentitel verliehen.
Weinhold war ein Wissenschaftler, der den Frontalunterricht durch den Experimentalunterricht wenn nicht ablösen, so doch entscheidend ergänzen wollte. Dabei hatte Weinhold aber ein wesentliches Problem: Es fehlte seiner Zeit an anschaulichen Experimenten und Demonstrationsmaterial für seinen Unterricht. Weinhold, der handwerklich sehr begabt war und sich besondere Fertigkeiten im Glasblasen angeeignet hatte, stellte kurzerhand selbst die notwendigen Apparaturen her. Um verflüssigte Gase aufzubewahren, entwickelte Weinhold eine doppelwandige Glasflasche und pumpte zwischen Innen- und Außenwand die Luft ab. Das Vakuum verhindert den Wärmeaustausch mit der Umgebung und die Flasche hält tiefe Temperaturen über Stunden hinweg.
Das gleiche Prinzip findet – heute vor allem für die Speicherung von Wärme – in der Thermoskanne Anwendung. Bereits 1873 beschrieb Weinhold seine Erfindung, die zunächst aus Metall, wenig später aus Glas, hergestellt wurde; er selbst nannte die Flasche Vakuummantelgefäß. Jedoch versäumte er es, sich das Patent zu sichern – um an eine kommerzielle Nutzung zu denken, war er wahrscheinlich zu sehr Wissenschaftler. Als Erfinder der Thermoskanne gilt Sir James Dewar, der als Professor in Cambridge und London wirkte und ab 1874 ein doppelwandiges, aus verspiegeltem Glas bestehendes, evakuiertes Gefäß ebenfalls zur Lagerung von verflüssigten Gasen verwendete. Das Patent für die Isolierkanne ging schließlich 1903 an den Glastechniker Reinhold Burger aus Pankow.
Weinhold ist Autor mehrerer Lehrbücher und engagierte sich in Chemnitz stark für den Aufbau einer elektrotechnischen Abteilung; mehrere Rufe an andere Hochschulen lehnte er ab. Er war verheiratet und hatte zwei Söhne, von denen einer ebenfalls Professor in Chemnitz wurde. Am 2. Juli 1917 starb Weinhold im Alter von 76 Jahren in Chemnitz. Im Universitätsarchiv der TU Chemnitz befindet sich sein Nachlass und ein Nachbau der „Weinholdschen Flasche“. Übrigens: Die Benennung eines Gebäudes auf dem Campus an der Reichenhainer Straße nach seinem Namen fand 1986 anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Ingenieurausbildung statt.
Zum 180-jährigen Bestehen der Universität und ihrer Vorläufereinrichtungen stellt die TU Chemnitz noch bis 22. Mai 2016 im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz (smac) auch das von Weinhold entwickelte Thermos-Prinzip vor. Im smac wurde dieser Erfindung eine Vitrine gewidmet, die in die altsteinzeitliche Gletscherlandschaft eingebunden ist. Das smac öffnet täglich – außer montags – von 10 bis 18 Uhr. Donnerstags ist die Ausstellung bis 20 Uhr zugänglich.
Quelle: TU Chemnitz