Die sukzessive Umstellung von Diplom auf Bachelor und Master oder die Einführung von Credit Points: Die Bologna-Reform von 1999 hat zu einer grundlegenden Umstrukturierung des europäischen Hochschulsystems geführt. Am 16. Februar fand dazu an der Universität Paderborn der sechste Tag der Lehre statt. Unter dem Motto „Die Zukunft der universitären Lehre – Erfahrungen nach Bologna“ wurden verschiedene Aspekte der Reform eingehend diskutiert.
„Die Rahmenbedingungen universitärer Lehre haben sich seit der Bologna-Reform massiv geändert.“, sagte Prof. Dr. Birgit Riegraf, Vizepräsidentin für Studium, Lehre und Qualitätsmanagement der Universität Paderborn, gleich zu Beginn. Maßgeblich dafür sei die strukturelle Umgestaltung des Studiums, beispielsweise durch die Modularisierung der Studiengänge. Sie betonte, dass Universitäten nur dann dem allgemeinen Bildungsauftrag gerecht würden, wenn sie sich stetig mit zentralen Fragen der akademischen Lehre auseinandersetzten. Der Paderborner Tag der Lehre verdeutliche den Stellenwert qualitativ hochwertiger Didaktik und die Bedeutung einer ständig kritischen und konstruktiven Reflexion des gesellschaftlichen Stellenwerts von universitärer Bildung.
Prof. Dr. Niclas Schaper, Leiter der Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Paderborn, erläuterte in seiner Ansprache Eckpunkte sowie Vor- und Nachteile der Reform. Darunter die Einführung gestufter Studiengänge (Bachelor/Master), die Steigerung der Mobilität der Studierenden sowie Hochschulzugänge für beruflich Qualifizierte. „Die Veränderungen sollten zu weltweiter Attraktivität des europäischen Hochschulraums führen“, so Schaper. Kritik äußerte er daran, funktionierende Systeme wie das Diplom in jedem Fall zu „zerlegen“: „Häufig reicht ein Bachelorabschluss alleine nicht aus. Er qualifiziert nicht immer und in demselben Maße für einen bestimmten Beruf, wie es ein Diplom zuvor getan hat“.
In einer von Prof. Dr. Birgit Riegraf moderierten Podiumsdiskussion wurde das zentrale Thema der Tagung vertieft: Prof. Dr. Niclas Schaper, Prof. Dr. Elke Wild, Professorin für Pädagogische Psychologie der Uni Bielefeld, Prof. Dr. Tanja Brühl, Vizepräsidentin für Lehre an der Goethe-Universität Frankfurt a.M., Prof. Dr. Frank Ziegele, Geschäftsführer des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), und Jochen Heite, Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Uni Paderborn, diskutierten den Bildungsauftrag der Universitäten sowie Voraussetzungen und Anforderungen universitärer Lehre kontrovers. Sie kamen zu dem Schluss, dass sich der Bildungsauftrag der Universitäten, nämlich einen Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft zu leisten, auch nach Bologna nicht verändert habe. Wohl aber die Voraussetzungen in den Hochschulen: Angesichts der steigenden Heterogenität der Studierendenschaft, basierend auf unterschiedlicher Herkunft, Wissensständen oder Sprachkompetenzen, sehen sich die Bildungseinrichtungen mit einem hohen Maß an Individualförderung konfrontiert. Auch sei eine stärkere Orientierung am Arbeitsmarkt eine wesentliche Aufgabe der Hochschulen, die immer mehr in den Fokus rücke.
Vergabe von Förderpreisen und Zertifikaten
Vizepräsidentin Riegraf übergab die Paderborner Förderpreise für „Innovation und Qualität in der Lehre“ an Prof. Dr. Rüdiger Kabst, Eva Alexandra Schmitz, Dr. Rodrigo Isidor, Prof. Dr. Dennis Kundisch sowie Jun.-Prof. Dr. Robert Kordts-Freudinger, Prof. Dr. Timm Albers und Prof. Dr. Thea Stroot. Außerdem erhielten studentische Tutorinnen und Tutoren das hochschuldidaktische Zertifikat „T-Cert“, das für fakultätsspezifische Aus- und Weiterbildungsprogramme vergeben wird: Daniel Hagemeier, Eva Grasskemper, Carsten Müller, Frederic Thiele, Rebecca Meier und Andreas Schwengel freuten sich über die Auszeichnungen. Lehrende der Universität Paderborn, die das hochschuldidaktische Zertifikat „Professionelle Lehrkompetenz für die Hochschule“ erhalten haben, sind Julia Kröger, Timo Kaerlein, Jan Peter Herbst, Inka Haak und Joanna Hellweg.
Quelle: Universität Paderborn