Benjamin Höhne hat untersucht, wie Parteien ihre Kandidaten aufstellen
Dr. Benjamin Höhne erhält für seine an der Universität Trier eingereichte Dissertation den Wissenschaftspreis des Deutschen Bundestags. Am 10. Juni wird ihm Bundestagspräsident Professor Norbert Lammert den sehr renommierten Preis überreichen. Die vom Trierer Politikwissenschaftler Prof. Dr. Uwe Jun betreute Arbeit mit dem Titel „Rekrutierung von Abgeordneten des Europäischen Parlaments“ ging den Fragen nach, wie Parteien Abgeordnete für Parlamente rekrutieren und wer die Bewerber um eine solche Nominierung sind.
Weitere zentrale Fragen lauten: Wer wählt die Parlamentskandidaten aus? Welche Kriterien sind dabei maßgeblich? Und wie demokratisch verläuft dieser Prozess? Am Beispiel der Europawahl 2009 zeichnet die Studie ein umfassendes Bild von Kandidatenaufstellungen, wie es bisher in der deutschsprachigen Forschung nicht verfügbar war.
Kandidatenaufstellungen sind angesichts der gesellschaftlichen Bindungsverluste der Parteien eine entscheidende Frage für die Parteiendemokratien unserer Zeit. Abgeordnete sind die Gesichter der Parteien. Sie entscheiden und verantworten in Parlamenten gesamtgesellschaftliche Regelungen und die Verteilungen von Ressourcen. Für die Anerkennung und das Vertrauen in Politiker ist es elementar, dass die Fähigsten bei den innerparteilichen Selektionen ausgewählt werden.
Benjamin Höhnes Studie nutzt ein parteienvergleichendes, multi-methodisches und bi-perspektivisches Forschungsdesign. Auf der Grundlage einer schriftlichen Befragung, an der sich 1.556 Parteimitglieder beteiligt haben, wird unter anderem aufgezeigt, wie die Parteien versuchen, den Spagat zwischen internen Restriktionen und äußeren Herausforderungen zu überwinden. Als Reformansatz für zukünftige Rekrutierungen von Abgeordneten entwirft Höhne ein Modell, das die Ansprüche der Effizienz, der partizipatorischen Mitwirkung, der Transparenz und der Kandidatenprofessionalität in Einklang miteinander bringen kann.
Dr. Benjamin Höhne war von 2006 bis 2012 Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Professor Jun an der Professur Regierungslehre: Das politische System Deutschlands an der der Universität Trier.
Quelle: Universität Trier