Etwa 20.000 Männer und Frauen sitzen in den nordrhein-westfälischen Gemeinde- und Stadträten. Was den typischen Kommunalpolitiker ausmacht, ist indes kaum bekannt. Eine repräsentative Erhebung des Instituts für Politikwissenschaft der Universität Duisburg-Essen (UDE) zeigt: Er bzw. sie ist überdurchschnittlich (aus-)gebildet und deutlich wohlhabender als der Normalbürger. „Diese Verzerrung kennen wir schon von Berufspolitikern, aber dass sie auf der Ebene der Ehrenamtlichen so ausgeprägt ist, hat uns erstaunt. Sozial gesehen spiegeln die Gewählten damit nicht ihre Wähler wider“, gibt der Leiter der Studie, Prof. Dr. Achim Goerres zu bedenken.
Sein Team, darunter Studierende, hatte 165 kommunale Abgeordnete telefonisch befragt zu ihren sozialen, wirtschaftlichen und politischen Hintergründen. Demnach sitzen in den Gemeinde- oder Stadträten weitaus mehr Männer; sie sind im Schnitt mit 27 Jahren die Politik gegangen, während Frauen das erst ab 31 Jahren tun. „Überrascht hat uns, dass man in der Stadt früher politisch einsteigt als auf dem Land“, so Goerres, „In den großen Städten schon durchschnittlich mit 25, in den kleinen Gemeinden erst mit 34 Jahren“.
Die meisten Abgeordneten sind verheiratet. Sich zu engagieren haben viele von zuhause mitbekommen: Bei bis zu einem Drittel waren schon Vater oder Mutter in einer Partei. Gehörten ihre Eltern der CDU bzw. SPD an, erbten sie oft diese Couleur.
Von ihren Wählern trennt Kommunalpolitiker Entscheidendes: Nicht nur, dass sie mehrheitlich einen höheren Schulabschluss haben – Abitur – und als Angestellte in gut bezahlten Jobs arbeiten. Sie haben auch viel mehr im Portemonnaie. Während die Hälfte der Erwachsenen in NRW monatlich von bis zu 1.300 Euro netto lebt, sind es bei den Gemeinde- und Stadträten gerade einmal 18 Prozent. 43 Prozent der Abgeordneten verdienen hingegen 2.900 Euro oder mehr, ein Viertel sogar über 3.500 Euro (Bevölkerung: 10 bzw. vier Prozent). „Die lokalen Volksvertreter sind also deutlich einkommensstärker als ihre Wähler“, erklärt Achim Goerres.
Er meint: „Kommunale Abgeordnete sind eine hochselektive Gruppe, eine soziale Elite, deren politische Wurzeln teilweise schon im Elternhaus liegen. Wer sich wünscht, dass unsere lokalen Politiker ein Abbild der Gesellschaft sind, muss angesichts unserer Ergebnisse enttäuscht sein.“
Die Studie ist online verfügbar unter http://goo.gl/h3Y8a8
Quelle: Uni Due