Verborgene Talente fördern und zum Studienerfolg führen: TalentKolleg Ruhr
Mechatronikerin oder doch lieber Lehrer? Die Frage nach dem richtigen Beruf, mit oder ohne Studium, treibt viele Jugendliche um. Insbesondere jungen Menschen aus Nichtakademikerfamilien fehlt hier vielfach die nötige Orientierung. Die verborgenen Talentpotenziale in der Region zu entdecken, ist Ziel des neuen TalentKollegs Ruhr. Es wird gemeinsam von der Universi-tät Duisburg-Essen (UDE), der Fachhochschule Dortmund und der Westfäli-schen Hochschule Gelsenkirchen, Bocholt, Recklinghausen getragen. Die Stiftung Mercator hat das Programm mitentwickelt und fördert es in den kommenden fünf Jahren mit fünf Mio. Euro.
Studium oder sofort in den Beruf?
Die bundesweit einmalige Kollegstruktur ermöglicht passgenaue Bildungs-laufbahnen durch gezielte Förderung. Die Teilnehmenden profitieren von einer bis zu einjährigen Orientierungs- und Qualifizierungsphase. Auf diese Weise werden vor allem auch Talente aus Elternhäusern ohne akademische Tradition an eine geeignete Bildungsform herangeführt, sei es ein Hoch-schulstudium oder eine Berufsausbildung.
„Dies ist auch dringend nötig, angesichts der rapide alternden Gesellschaft. Vor allem hier im Ruhrgebiet können wir nicht darauf verzichten, Talente gezielt zu fördern – unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion sowie Bildungsbiographie und Einkommen der Eltern“, so Prof. Dr. Ute Klammer, UDE-Prorektorin für Diversity Management und In-ternationales. Dies ist auch ein konkreter Schritt zur Beantwortung der Fra-ge, woher künftig der qualifizierte Nachwuchs kommen soll, auf die öffentli-che und private Arbeitgeber angewiesen sind.
Die Jugendlichen sollen dabei unterstützt werden, eine fundierte und sichere Entscheidung zu treffen und sich im Fall einer Entscheidung für ein Studium bestmöglich auf dieses vorzubereiten. Dabei helfen verschiedene Angebote: eine ausführliche Analyse der eigenen Stärken und Interessen ebenso wie eine Erkundung der möglichen Berufswege, die zum individuellen Interes-sen- und Kompetenzprofil passen.
Ergebnisoffene Orientierung
Das Besondere dabei ist, dass diese Orientierung ergebnisoffen ist: Ob nun ein Studium oder eher eine betriebliche Ausbildung das Richtige ist – für jede Entscheidung gibt es Schnittstellen und Partner, die den weiteren Weg begleiten. Dafür wird ein dichtes Netzwerk von Ansprechpartnern in den Städten und der Region geknüpft.
Im TalentKolleg Ruhr kooperieren verschiedene Hochschultypen mit jeweils unterschiedlichem Fächerspektrum und Standorten. „Wir werden nun ge-meinsam daran arbeiten, nicht vermeintliche Defizite zu betonen, sondern junge Menschen zu ermutigen und befähigen, ihre oft selbst unterschätzten Talente zu entfalten“, so Professor Dr. Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen.
Fällt die Entscheidung für ein Studium, helfen weitere Angebote, das richtige Fach, den richtigen Studiengang und auch die richtige Hochschule zu fin-den. „Hier kommt ein großes Plus der Kooperation zum Tragen: das breite Fächerspektrum, die jeweiligen Vorzüge von Universität oder Fachhoch-schule, die Vielfältigkeit der Netzwerkpartner in verschiedenen Städten und Kontexten – alle drei Hochschulen bündeln ihre positiven Aspekte“, betont Prof. Dr. Wilhelm Schwick, Rektor der Fachhochschule Dortmund.
Qualifikation anpassen
Ist der angestrebte Weg klar, werden die ersten Schritte angegangen: Po-tenzielle Stolperfallen in der Studieneingangsphase werden frühzeitig in den Blick genommen, mögliche Defizite beispielsweise in kritischen Fächern aufgedeckt und ausgeglichen. Dazu kommen wichtige Schlüssel-qualifikationen, wie Zeit- und Selbstmanagement, „Lernen lernen“ oder Computerkenntnisse, die nach Bedarf gewählt werden.
Das erklärte Ziel ist, die Bildungslandschaft der Region bedarfsorientiert auszubauen, mit innovativen Elementen zu ergänzen und auf diese Weise nachhaltig zu verändern. Eng verzahnt und aufeinander abgestimmt werden die Phasen von Studienvorbereitung und -einstieg, die für den Studienerfolg von entscheidender Bedeutung sind.
„Für die Stiftung Mercator ist das TalentKolleg Ruhr ein Beitrag zur Verwirk-lichung gleicher Bildungschancen. Mehr jungen Menschen aus bildungsfer-nen Schichten – mit und ohne Migrationshintergrund – soll eine bessere Studienwahl und ein erfolgreicher Studienabschluss ermöglicht werden. Zugleich stärkt das TalentKolleg den Bildungs- und Wissenschaftsraum Ruhr“, erläutert Dr. Wolfgang Rohe, Geschäftsführer der Stiftung Mercator.
Hand in Hand mit den TalentScouts
Der Bedarf des Kollegs wird auch durch eine kürzlich vorgestellte Landes-Initiative deutlich, mit der bis zu 50 Talentscouts an zehn Ruhrgebietshoch-schulen eingerichtet werden sollen. Ihre Aufgabe ist es, junge Menschen aus Familien ohne akademische Tradition an ein Studium heranzuführen. „Beide Programme gehen Hand in Hand. Die Scouts spüren die Talente auf, die dann im TalentKolleg zielgerichtet unterstützt werden können. Zum Bei-spiel bei der Orientierung, welches der richtige Bildungsweg für sie ist oder wie man sich am besten für einen erfolgreichen Studienabschluss qualifi-ziert“, erklärt Svenja Schulze, Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung NRW.